Zum Inhalt springen

Lang ist's her Das Geheimnis der Williamsbirne in der Schnapsflasche

Wie der Schnaps in die Birne kommt, weiss jeder. Aber wie kommt die Birne in den Schnaps? Wir haben die Antwort bei uns im TV-Archiv gefunden.

Christina Lang

Moderatorin Radio SRF 1

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Die Sendung «Antenne» lüftete am 13. September 1968 das Geheimnis, wie die Williamsbirne in die Schnapsflasche kommt. Klassisch wird die Flasche noch am Baum über die junge Birne gestülpt. Zwischen Mai und Ende August reift die Frucht «von Wind und Wetter in der Flasche gut geschützt» heran. Nach der Ernte wird die Flasche sorgfältig gereinigt und schliesslich mit Schnaps gefüllt.

«Im Geschäft werden übrigens zwei Flaschen angeboten, eine mit und eine ohne Birne», heisst es im Beitrag weiter. «Die zweite dient zum Wiederauffüllen, denn die Birne muss stets mit Schnaps bedeckt sein.» Der geneigte Beobachter fragt sich allerdings: So kann es ja nicht ewig weitergehen – was geschieht, wenn auch die zweite Flasche leer ist?

Wie die Birne wieder aus der Flasche kommt, spielt übrigens keine Rolle: Sie ist nicht nur steinhart, sondern schmeckt auch nach nichts.

Es gibt auch die einfache Variante

Das klassische Verfahren, wie die Birne in die Williams-Flasche kommt, hat ihren Ursprung im Wallis. Die Familie Germarnier hat es in den 1940er-Jahren entwickelt. Es wird bis heute praktiziert. Es gibt aber auch die einfachere Methode: mit einer Flasche ohne Boden. Die Birne kommt in die Flasche, danach wird der Boden aufgeklebt. Eine Etikette rund um die Flasche herum versteckt die Schnittstelle. Achten Sie also beim nächsten Schnapskauf darauf.

Eine kleine Schnapsgeschichte der Schweiz

  • Besonders die ländliche Unterschicht und Fabrikarbeiter konsumierten Ende des 19. Jahrhunderts übermässig viel Schnaps. «Der Alkohol war ein Sorgenkiller für die Fabrikarbeiter, um die harte Arbeit und die langen Arbeitszeiten erträglich zu machen», sagt Historiker Christoph Merki.
  • Infolge der «Schnaps-Pest» formierte sich um die Jahrhundertwende eine Abstinenzbewegung und es wurde ein Alkoholgesetz erlassen. Letzteres bezog sich nur auf gebrannte Wasser, nicht aber auf Gegorenes wie Bier und Wein.
  • In den 1920er-Jahren fand in der Politik im Kampf gegen Alkoholismus ein Umdenken statt, weg von Repression und Verboten. Nach dem Motto «Essen statt Vertrinken» fördert die Eidgenössische Alkoholverwaltung (EAV) etwa die Haltung: Kartoffeln, Obst und Beeren soll man essen und nicht in Form von Schnaps trinken. Pausenapfel-Aktionen sollten die Jugend zum Obstkonsum animieren.
  • Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Elendstrinken zu einem Wohlstandstrinken. In diesen Schichten waren Wodka, Whisky und Grappa beliebter als in der Heimat Gebranntes. Die Alkoholverwaltung versuchte, den steigenden Import zu begrenzen. 1973 erhöhte der Bundesrat die Einfuhrsteuern gleich um 45 Prozent.
  • Im Vergleich zum Ende des 19. Jahrhunderts hat sich der Alkoholkonsum in der Schweiz heute in etwa halbiert. 2016 betrug er pro Kopf und Jahr noch 7,9 Liter reinen Alkohol – so wenig wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr.
  • Der Alkohol ist wie kaum ein anderes Produkt in der Schweizer Politgeschichte präsent und umstritten.

140 Jahre Alkoholpolitik - die wichtigsten Abstimmungen

Alkoholkonsum in der Freizeit

Bei Freizeitaktivitäten ist häufig Alkohol im Spiel. Am häufigsten wird Alkohol auf der Skipiste konsumiert, wie eine aktuelle Untersuchung der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) zeigt.

«Lang ist's her»: Die weiteren Folgen

Meistgelesene Artikel