Dass beim Sprachenlernen Fehler passieren, wissen wir alle aus dem Fremdsprachunterricht. Es ist ganz normal, auch beim Erlernen der Muttersprache.
Für die Erwachsenen gibt es oft etwas zu lachen, wenn Kinder reden. Manchmal ist es die unbeholfene Aussprache, manchmal inhaltliche Kreativität, die zu unerwarteten Wortschöpfungen führen.
Kinder lernen Sprachmuster
Durch Beobachtung lernen Kinder bereits sehr früh Sprachmuster, zum Beispiel für die Flexion von Verben: Das Partizip Perfekt wird oft nach dem Muster «ge + Verbstamm + t» gebildet («spile» zu «gspilt», «lose» zu «glost» etc.).
Dieses Muster können Kinder bald auf alle Verben anwenden und Partizipien bilden, die sie noch nie gehört haben. Zum Beispiel wird aus «singe» im Kindermund «gsingt» – nur, dass «singe» nach einem anderen Muster funktioniert («gsunge»).
Übergeneralisierung
Dieses Phänomen heisst in der Sprachwissenschaft «Übergeneralisierung». Ein Sprachmuster wird zwar korrekt angewendet, stimmt aber in dem speziellen Fall eben gerade nicht.
Oft bilden Kinder neue Wörter in Analogie zu solchen, die sie schon kennen: Wenn es den «Glückspilz» gibt, dann ist das Gegenteil logischerweise ein «Pechpilz». Dachte sich die kleine Tochter eines Arbeitskollegen. Woher sollte sie wissen, dass es nicht «Pech pilz », sondern «Pech vogel » heisst?
Schlaue Fehler
Übergeneralisierung und «falsche» Wortkreationen gehören zu den sogenannten «schlauen Fehlern». An ihnen erkennt man, dass Kinder nicht jedes Wort einzeln lernen müssen.
Vielmehr erkennen sie Muster, die sie konsequent anwenden. Werden sie dann durch Erwachsene korrigiert, lernen sie die Grenzen eines Musters kennen. Schlau eben!
«Schlaue Fehler» passieren im Übrigen auch Erwachsenen. Sie gehören schlicht und einfach zum Sprachlernprozess.
Falsche Wortgrenzen
Natürlich unterlaufen Kindern nicht nur «schlaue Fehler». Manchmal wird zum Beispiel die Wortgrenze in einem Satz nicht richtig erkannt – die Muttersprache erlernt man ja mündlich und nicht schriftlich.
Englische Ausdrücke, eigenartige Pluralformen oder Germanismen: Der schöne Schweizer Dialekt geht bachab. Wie schlimm steht es um unsere Sprache? Nadia Zollinger ist besorgt, doch SRF-Dialektforscher Markus Gasser sieht die ganze Sache lockerer.
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Ein reales Beispiel: Als ein Kind die Äusserung «Dasischaustralie» hörte, fragte es: «Wo lit Schtralie»? Es verstand also «Das isch au Schtralie». Nicht undenkbar, denn «Stralien» könnte durchaus existieren.
Schwierige Aussprache
Besonders oft kommt Kindern die Aussprache von Wörtern in die Quere. Bei schwierig zu produzierenden Lauten und Silbenkombinationen weichen sie auf einfachere aus, die sie bereits beherrschen.
Das führt zu lustigen Wörtern wie «Helidoppeler» für «Helikopter» oder «Goguz» für «Joghurt». Besonders oft fallen Namen von Familienangehörigen der kindlichen Aussprache «zum Opfer». Ein «Kasper» wurde so zum «Kapo» – und blieb es auch.
Denn solche falsch ausgesprochenen Worte oder Namen werden oft ein Teil des Kitts, der die Familie zusammenhält. Selbst wenn die Kinder längst erwachsen sind und in ihrer Muttersprache weder schlaue noch andere Fehler machen.
An welche kindliche Wortkreationen erinnern Sie sich? Teilen Sie sie mit uns in der Kommentarspalte !