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Nationaler Solidaritätstag «Kinder wünschen sich, bei ihren toten Eltern zu sein»

In Zeltlagern im Gazastreifen fehlt es an allem. Besonders Kinder sind von den Folgen des Krieges betroffen. Zwei Mitarbeitende von Schweizer Hilfsorganisationen berichten.

Nach Monaten der Gewalt erhalten humanitäre Organisationen erstmals wieder begrenzten Zugang zur Zivilbevölkerung im Gazastreifen.

«Ich bin gerade in einer Siedlung voller Menschen, die vor den Bomben geflüchtet sind», erzählt Rachael Cummings, Teamchefin der Hilfsorganisation Save the Children in Gaza. Gemäss Cummings gibt es mehrere solcher provisorischer Siedlungen, in denen hunderttausende Menschen aus ganz Gaza leben.

Nationaler Solidaritätstag: Spenden für Gaza

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QR-Coder der Glückskette für die Spenden an Zivilbevölkerung von Gaza

Gemeinsam mit den Unternehmenseinheiten der SRG organisiert die Glückskette am 22. Oktober 2025 einen nationalen Solidaritätstag für die betroffene Zivilbevölkerung in Gaza. In allen Landesteilen der Schweiz wird in den Sammelzentralen von 7 bis 23 Uhr zum Spenden aufgerufen.

SRF berichtet mit Moderator Dani Fohrler, Betroffenen, Partnerorganisationen und Expertinnen live aus der Sammelzentrale in Zürich.

Spenden für die humanitäre Hilfe in Gaza können online unter www.glueckskette.ch oder in jeder Poststelle getätigt werden – Vermerk: «Gaza». Anlässlich des nationalen Solidaritätstages vom 22. Oktober können Spendenzusagen telefonisch unter 0800 87 07 07 gemacht werden.

Sie leben unter prekären Bedingungen. Cummings berichtet von schlechten Unterkünften und alten Zelten. «Die Menschen leben auf engstem Raum und es fehlt ihnen an sanitärer Versorgung», sagt sie. Auch sauberes Trinkwasser ist knapp.

Der Winter kommt – und es fehlt an allem

Zwar gebe es seit einigen Tagen wieder etwas mehr Lebensmittel zu kaufen, doch diese seien sehr teuer. Cummings spricht von einer nach wie vor unsicheren Lage. Hinzu komme, dass der Winter vor der Tür stehe und die Menschen in Gaza gegen die Kälte schlecht ausgerüstet seien.

Uns fehlt es an dringend benötigtem Material, weil derzeit nur wenige Lastwagen in den Gazastreifen gelangen.
Autor: Laure Baudin Verantwortliche bei Terre des Hommes für den Nahen Osten

Laure Baudin ist bei Terre des Hommes verantwortlich für den Nahen Osten. Sie berichtet von einem grossen Mangel an Medikamenten. «Viele Spitäler sind zerstört und haben keine Vorräte», sagt sie.

Zerstörte Gebäude im Gazastreifen
Legende: Die Zerstörung der Infrastrukturen im Gazastreifen ist enorm. HEKS

Der Organisation fehlt es an dringend benötigtem Material, weil derzeit nur wenige Lastwagen in den Gazastreifen gelangen.

Kinder leiden unter Mangelernährung

Besonders die Kinder leiden unter den Lebensbedingungen in Gaza. Baudin berichtet von Kindern mit Schlafstörungen und Albträumen.

Auch der Hunger hat Folgen. «Bei vielen Kindern wirkt sich die Mangelernährung auf die Entwicklung aus. Wir wissen nicht, ob sie diese grossen Lücken jemals im Leben wieder aufholen können.»

Kinder im Gazastreifen.
Legende: Die UNO spricht von einer der schlimmsten humanitären Krisen unserer Zeit. Mehrere 10'000 Kinder haben ihre Eltern verloren. AP / ABDEL KAREEM HANA

Baudin schildert, wie sie versucht, den Kleinsten ein Stück Normalität zurückzugeben. «Wir schaffen sogenannte Safe Spaces – sichere Orte, meistens Zelte, in denen Kinder einfach wieder Kind sein dürfen», sagt sie.

Bildung trotz Chaos

Inmitten des Chaos und der ständigen Unsicherheit geht es darum, Strukturen zu bieten, wie einen geregelten Tagesablauf, gemeinsames Spielen, erste Lernangebote.

In provisorischen Lernzentren lernen Kinder lesen, schreiben und rechnen, nicht als Ersatz für das palästinensische Bildungssystem, sondern um das Bildungsniveau zumindest zu stabilisieren.

Kinder verlieren die Hoffnung

Rachael Cummings von Save the Children trifft täglich auf traumatisierte Kinder. «Die Kinder haben in den letzten zwei Jahren die Brutalität des Kriegs miterlebt», sagt sie. Sie haben Familienmitglieder verloren, Freundinnen und Freunde sterben sehen, ihre Schulen und Häuser sind zerstört.

Mittlerweile sagen viele Kinder, dass sie sich wünschen, sterben zu können, damit sie im Paradies bei ihren Freunden, ihrer Mutter oder ihrem Vater sind.
Autor: Rachael Cummings Teamchefin von Save the Children in Gaza

«Als wir die Kinder anfangs gefragt haben, was sie sich wünschen, haben sie von Büchern gesprochen oder davon, wieder zur Schule gehen zu können», erzählt Cummings.

Im Verlauf des Kriegs hätten sich die Antworten jedoch verändert: «Mittlerweile sagen viele Kinder, dass sie sich wünschen, sterben zu können, damit sie im Paradies bei ihren Freunden, ihrer Mutter oder ihrem Vater sind.»

Radio SRF 1, Treffpunkt, 22.10.2025, 10 Uhr, wickalis/fischema ; 

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