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Neue Studie Plastik als Risiko: Tausende Chemikalien und kaum Kontrolle

In Plastik stecken über 16'000 Chemikalien – viele davon sind gesundheits- und umweltschädlich. Gleichzeitig stockt das Recycling und die Wiederverwendung birgt neue Risiken.

Plastik ist schädlich, das ist bekannt. Eine neue Studie zeigt jetzt: In Kunststoff befinden sich mehr problematische Stoffe als bisher angenommen.

Ein internationales Forscherteam unter Beteiligung der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa und des Eawag, dem Wasserforschungsinstitut der ETH, hat in Kunststoffen über 16'000 Chemikalien identifiziert. Laut der Studie sind mindestens 4200 davon bedenklich für Gesundheit und Umwelt.

Chemikalien gelangen in den Körper

Die Wirkung dieser Stoffe ist unterschiedlich. Im schlimmsten Fall können sie das Immunsystem schwächen oder sogar krebserregend sein.

Das Problem ist, dass sich die Chemikalien mit der Zeit vom Plastik lösen können. Sie gelangen über Nahrung, Trinkwasser, die Luft oder den Hautkontakt in den menschlichen Körper.

Wir wissen kaum, was im Plastik steckt

Auf Plastik zu verzichten, ist jedoch schwierig. Ob Zahnbürste, Kleidung, Lebensmittelverpackung oder Smartphone, Plastik begleitet uns vom Aufstehen bis zum Schlafengehen, oft, ohne dass wir es bemerken.

Auch darauf geht die Studie ein. Das Problem ist, dass kaum bekannt ist, welche Stoffe in welchen Produkten enthalten sind.

Für Konsumentinnen und Konsumenten heisst das: Wo möglich, Plastik vermeiden und bei Verpackungen und Spielzeug darauf achten, ob der Plastik als schadstofffrei zertifiziert ist.

Gefährliche Chemikalien ersetzen

Die Studie geht auf drei mögliche Lösungsansätze ein. Erstens müssen gefährliche Chemikalien ersetzt werden. Entweder freiwillig oder mithilfe von Vorschriften. Zweitens braucht es mehr Transparenz. Konsumentinnen und Konsumenten müssen wissen, welche Stoffe in den Produkten stecken, die sie kaufen.

Drittens muss Plastik einfacher und sicherer zusammengesetzt werden, vor allem, wenn man Plastik weiterverwenden möchte. Denn beim Recycling oder der Wiederverwendung von Kunststoffen können Chemikalien freigesetzt oder übertragen werden, die im ursprünglichen Produkt womöglich unbedenklich waren, aber im neuen Kontext problematisch sein können.

Plastik wird kaum recycelt

In der Schweiz wird Plastik zwar rezykliert, aber auf niedrigem Niveau. Laut dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) liegt die Recyclingquote für Kunststoffe bei rund zehn Prozent. Das möchte der Verein RecyBag ändern. Er bietet schweizweit die Recycling-Säcke RecyBags an und verfolgt das Ziel, die Sammelquote deutlich zu erhöhen.

«Bis jetzt werden zu wenig Verpackungen gesammelt und rezykliert, darum braucht es eine einheitliche, nationale Lösung», sagt Stefanie Brauchli, Marketingverantwortliche von RecyBag.

Verein sammelt nur Verpackungen

Sie kennt auch die Herausforderungen beim Recycling von Plastik: «Nicht jede Art von Kunststoff eignet sich für das Recycling. Unser Ziel ist möglichst hochwertiges Rezyklat. Darum sammeln wir nur Plastikverpackungen.»

Wo landen die rezyklierten Plastikverpackungen am Schluss? Beispielsweise PET-Getränkeflaschen werden wieder zu neuen Flaschen. «So weit sind wir noch nicht, dass wir wieder zurückkönnen zum Lebensmittelkontakt», sagt Brauchli. Aber das wäre das Ziel.

Radio SRF 1, Treffpunkt, 14.7.2025, 10:00 Uhr ; 

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