Auf die Schweiz wird gerne geschaut, wenn es um die Demokratie geht. Sie gilt als Vorbild für direkte Demokratie und politische Mitbestimmung.
Anders als in anderen Ländern. Korrespondentinnen und Korrespondenten aus aller Welt teilen ihren Blick.
Myanmar: Trotz Wahlen keine Meinungsfreiheit
Jedes Jahr bringt das britische Wirtschafts- und Politikmagazin «The Economist» den Demokratieindex heraus. Martin Aldrovandi berichtet aus einem Land, das – anders als die Schweiz – am Ende der Rangliste platziert ist.
Myanmar, das südostasiatische Land zwischen Indien, China und Thailand, liegt auf dem zweitletzten Platz – hinter Nordkorea und vor Afghanistan.
In Myanmar herrscht seit über vier Jahren eine Militärjunta, das Land befindet sich in einem unübersichtlichen Bürgerkrieg.
Für Dezember sind in Myanmar Wahlen angekündigt, doch gemäss Südostasien-Korrespondent Martin Aldrovandi handelt es sich Scheinwahlen ohne echte Opposition: «In Myanmar gibt es keine Meinungsfreiheit.»
Kritikerinnen und Kritiker sind längst festgenommen worden. Viele Menschen aus Myanmar sind geflüchtet und haben keine Hoffnung auf Verbesserung der Lage durch die angekündigten Wahlen.
USA: Donald Trump baut seine Macht aus
Die USA durchlaufen die schnellste autokratische Führungsphase der modernen Geschichte, zeigt der renommierte Demokratiebericht von V-Dem. Präsident Donald Trump greife den Grundpfeiler der Gewaltentrennung an, indem er Parlamentsentscheidungen umgehe und Druck auf Abgeordnete ausübe.
Donald Trump wirft regelmässig Entscheide des Parlaments über den Haufen, sagt USA-Korrespondentin Barbara Colpi: «Die Gewaltenteilung wird verschoben und Donald Trump kann so seine Macht ausbauen.»
Trump plant unter anderem die Abschaffung der Briefwahl. Die Wahlen in den USA finden an einem Dienstag statt, einem Arbeitstag, was die Stimmabgabe für viele erschwert, sagt Barbara Colpi. Eine Abschaffung der Briefwahl könnte viele Wählerinnen und Wähler, insbesondere Minderheiten, von der Stimmabgabe abhalten.
Mali: Demokratie wieder abgeschafft
Laut Umfragen finden etwa zwei Drittel der Menschen in Afrika die Demokratie weiterhin die beste Regierungsform. Viele Afrikanerinnen und Afrikaner hinterfragen jedoch den persönlichen Nutzen einer Regierung, sagt Afrika-Korrespondent Fabian Urech. Der Grund dafür ist, dass viele in Armut leben und wenig Perspektiven haben.
Mali dient als Beispiel für die Herausforderungen. Trotz Demokratie blieb das Land arm, und die Sicherheitslage verschlechterte sich rapide. Dies führte zu Militärputschen in Mali und Nachbarstaaten.
Auf der anderen Seite gilt Ghana als Vorzeigedemokratie Westafrikas. Dennoch sank dort die Wahlbeteiligung um 15 Prozent, ein Zeichen für schwindendes Vertrauen in das Wohlstandsversprechen der Demokratie.
Trotz dieser Herausforderungen gibt es Hoffnung. Der jüngste demokratische Machtwechsel in Ghana weckt Erwartungen auf Reformen.
Die Situation in Afrika zeigt: Demokratie allein garantiert keinen Wohlstand. Für ihre Stabilität sind wirtschaftliche Entwicklung und Sicherheit ebenso entscheidend wie freie Wahlen.