Ja, diese Orte gibt es wirklich: «Chäs und Brot» (Bern), «Gaggi Säge» (Grindelwald) oder «Hexengässli» (Selzach). Mundartredaktor André Perler weiss, was hinter diesen 12 kuriosen Orts- und Haltestellennamen steckt.
«Hexengässli» (Selzach SO)
Hexen gibt es natürlich keine – doch früher stellte man sich wohl vor, dass sich beim heutigen «Hexengässli», einem Quartierweg, einst Hexen versammelten. Solche Namen finden sich oft in der Nähe von Waldlichtungen oder prähistorischen Mauern, die früher als magisch galten.
«Gaggi Säge» (Grindelwald)
Der Name hat nichts mit Fäkalien zu tun. «Gaggi» leitet sich von «Gaaggi» mit langem «a» ab – einem alten Wort für Krähe. Offenbar lebten dort früher viele dieser Vögel.
«Knoblauch» (Olten)
Mögliche Ursprünge: Ein Bewohner namens Knoblauch (benannt nach seiner Vorliebe für Knoblauch), wilder Knoblauch in der Gegend oder der Anbau der Pflanze.
«End der Welt» (Magglingen BE)
Der Name ist geografisch zu verstehen: Der abgelegene Ort liegt einsam und waldumschlossen – wie am Ende der Welt.
«Chäs und Brot» (Bern)
Zur Haltestelle «Chäs und Brot» kursieren viele Legenden – etwa, dass Berner Truppen dort zu Zeiten des Laupenkrieg verpflegt wurden. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass der Name ironisch gemeint war: Ein Hof mit so geringem Ertrag, dass es nur für Käse und Brot, nicht aber für Fleisch reichte.
«Neuewelt» (Münchenstein BL)
Der Name stammt aus dem 17. Jahrhundert, als durch die Kanalisierung der Birs neues Bauland entstand – die «neue Welt». Denkbar ist, dass auch die Entdeckung Amerikas sprachlich einen Einfluss auf den Namen hatte.
«Bethlehem» (Bern)
«Bethlehem» heissen mehrere Orte in der Deutschschweiz. Der Name kann mehrere Ursprünge haben: Entweder aus einem alten deutschen Namen wie «Bettiloheim», also das Heim des Bettilo, als Bibelbezug – oder als Spitzname für ein armseliges Haus, das spöttisch «Bettelheim» genannt wurde, was später zu «Bethlehem» beschönigt wurde.
«Schutzengel» (Zug)
Der Haltestellenname geht auf eine kleine Kapelle zurück, die seit dem 17. Jahrhundert einem Schutzengel geweiht ist.
«Abrahams Schoss» (Bern)
In dieser Gegend gibt es seit Jahrhunderten Freikirchen und Täuferbewegungen. Religiöse Bewohner nannten den Ort wohl «Abrahams Schoss» – ein biblisches Bild für Geborgenheit.
«Wienacht-Tobel» (AR)
«Wienacht» könnte auf einen Hof zurückgehen, der zur Weihnachtszeit Zinszahlungen leisten musste.
«Witzberg» (Pfäffikon ZH)
Mit Humor hat das nichts zu tun. «Witz» war im Mittelalter die Kurzform von Vornamen die mit «Wit-» anfangen. Der «Witzberg» war also einst im Besitz eines Mannes namens Witz.
«Ecce Homo» (Sattel SZ)
Biblischer Ursprung: «Ecce Homo» («Sehet, der Mensch») sind die Worte von Pilatus, als er den gegeisselten Jesus zeigte. In der örtlichen Kapelle ist die Szene als Gemälde dargestellt.