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Kuriose Orte und Haltestellen Waren Sie schon einmal in «Chäs und Brot» oder am «End der Welt»?

Ja, diese Orte gibt es wirklich: «Chäs und Brot» (Bern), «Gaggi Säge» (Grindelwald) oder «Hexengässli» (Selzach). Mundartredaktor André Perler weiss, was hinter diesen 12 kuriosen Orts- und Haltestellennamen steckt.

André Perler

Literaturredaktor

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André Perler hat an der Universität Freiburg i. Ü. Germanistik (mit Schwerpunkt Dialekte) und Geschichte studiert. Seit 2016 ist er Teil der SRF-Mundartredaktion. Auf Radio SRF 1 und SRF Musikwelle beantwortet André vormittags Mundartfragen. Am Donnerstagabend von 20 bis 21 Uhr berichtet er in der Sendung «Dini Mundart» auf Radio SRF 1 im Turnus mit seinen Kollegen der Mundart-Redaktion über Mundartliteratur, neue Dialektwörterbücher oder aktuelle Sprachphänomene. Auf srf1.ch, Facebook und Instagram sind ausserdem seine kurzen «Dini Mundart»-Videos zu sehen.

«Hexengässli» (Selzach SO)

Hexen gibt es natürlich keine – doch früher stellte man sich wohl vor, dass sich beim heutigen «Hexengässli», einem Quartierweg, einst Hexen versammelten. Solche Namen finden sich oft in der Nähe von Waldlichtungen oder prähistorischen Mauern, die früher als magisch galten.

Schild Hexengässli
Legende: Hier geht’s zwar nicht nach Hogwarts, aber ein Ausflug in den Wald kann auch nett sein. Google Street View

«Gaggi Säge» (Grindelwald)

Der Name hat nichts mit Fäkalien zu tun. «Gaggi» leitet sich von «Gaaggi» mit langem «a» ab – einem alten Wort für Krähe. Offenbar lebten dort früher viele dieser Vögel.

«Knoblauch» (Olten)

Mögliche Ursprünge: Ein Bewohner namens Knoblauch (benannt nach seiner Vorliebe für Knoblauch), wilder Knoblauch in der Gegend oder der Anbau der Pflanze.

«End der Welt» (Magglingen BE)

Der Name ist geografisch zu verstehen: Der abgelegene Ort liegt einsam und waldumschlossen – wie am Ende der Welt.

«Chäs und Brot» (Bern)

Zur Haltestelle «Chäs und Brot» kursieren viele Legenden – etwa, dass Berner Truppen dort zu Zeiten des Laupenkrieg verpflegt wurden. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass der Name ironisch gemeint war: Ein Hof mit so geringem Ertrag, dass es nur für Käse und Brot, nicht aber für Fleisch reichte.

Schild Chäs und Brot
Legende: Reduziert auf das Wesentliche – auch im Fahrplan. Wikipedia

«Neuewelt» (Münchenstein BL)

Der Name stammt aus dem 17. Jahrhundert, als durch die Kanalisierung der Birs neues Bauland entstand – die «neue Welt». Denkbar ist, dass auch die Entdeckung Amerikas sprachlich einen Einfluss auf den Namen hatte.

«Bethlehem» (Bern)

«Bethlehem» heissen mehrere Orte in der Deutschschweiz. Der Name kann mehrere Ursprünge haben: Entweder aus einem alten deutschen Namen wie «Bettiloheim», also das Heim des Bettilo, als Bibelbezug – oder als Spitzname für ein armseliges Haus, das spöttisch «Bettelheim» genannt wurde, was später zu «Bethlehem» beschönigt wurde.

«Schutzengel» (Zug)

Der Haltestellenname geht auf eine kleine Kapelle zurück, die seit dem 17. Jahrhundert einem Schutzengel geweiht ist.

Schild Schutzengel
Legende: Nächster Halt: himmlische Begleitung. SRF

«Abrahams Schoss» (Bern)

In dieser Gegend gibt es seit Jahrhunderten Freikirchen und Täuferbewegungen. Religiöse Bewohner nannten den Ort wohl «Abrahams Schoss» – ein biblisches Bild für Geborgenheit.

«Wienacht-Tobel» (AR)

«Wienacht» könnte auf einen Hof zurückgehen, der zur Weihnachtszeit Zinszahlungen leisten musste.

Schild Wienacht-Tobel
Legende: Das «Wienacht Tobel»-Schild ist zwar keine echte Bescherung, aber ein Geschenk für Kuriositätenfans. Google Street View

«Witzberg» (Pfäffikon ZH)

Mit Humor hat das nichts zu tun. «Witz» war im Mittelalter die Kurzform von Vornamen die mit «Wit-» anfangen. Der «Witzberg» war also einst im Besitz eines Mannes namens Witz.

«Ecce Homo» (Sattel SZ)

Biblischer Ursprung: «Ecce Homo» («Sehet, der Mensch») sind die Worte von Pilatus, als er den gegeisselten Jesus zeigte. In der örtlichen Kapelle ist die Szene als Gemälde dargestellt.

Radio SRF 3, Tagessendung, 17.6.2025, 13:00 Uhr ; 

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