Der Schweizer Beitrag für den Eurovision Song Contest in Schweden steht fest: Nemo aus Biel tritt im zweiten Halbfinale am 9. Mai mit «The Code» in der Malmö Arena an. «Es ist eine unglaubliche Ehre, die Schweiz am ESC repräsentieren zu dürfen», sagt Nemo.
Nemo ist nonbinär , identifiziert sich also weder als Mann noch als Frau (daher auch der Verzicht auf geschlechtsspezifische Pronomen) und vertritt nicht nur die Schweiz, sondern queere Menschen über die Landesgrenzen hinaus: «Der ESC bietet mir die Chance, Brücken zwischen unterschiedlichen Kulturen und Generationen zu schlagen – und als genderqueere Person für die ganze LGBTQIA+-Community einzustehen.»
Keine Geschlechter, keine Genres
«The Code» handelt denn auch davon, gesellschaftliche Normvorstellungen zu überwinden, die eigene Wahrheit zu finden und schliesslich auszuleben. Konkret singt der 24-jährige ESC-Act von der eigenen Reise hin zur Erkenntnis und Akzeptanz, sich nicht einfach männlich oder weiblich zu fühlen. «Der Weg zu mir selbst war für mich ein langer und oft schwieriger Prozess», so Nemo.
Wie Nemo selbst hält sich auch der Eurovision-Song nicht an gängige Konventionen und vereint mit Oper, Rap und Drum’n’Bass drei Genres, die theoretisch nicht zusammenpassen, praktisch aber zu einer absoluten Wucht verschmelzen. Er benötigt wahrscheinlich mehrere Durchgänge, um ihn einigermassen fassen zu können.
Von der «SRF 3 Best Talent»-Bühne auf die ESC-Stage
Einem breiten Publikum bekannt wurde Nemo vor sieben Jahren, als Nemo beim Rap-Gipfeltreffen Bounce Cypher von SRF völlig unerwartet einen der besten Auftritte des Abends hinlegte und so über Nacht zum Viral-Star wurde. Später im selben Jahr wurde Nemo zum «SRF 3 Best Talent» ernannt und schnappte sich 2017 den Swiss Music Award in dieser Nachwuchs-Kategorie.
Mundart-Lieder wie «Himalaya», «Du» und «Ke Bock» wurden schnell zum Inbegriff kompetent gemachter Schweizer Musik mit grossem Ohrwurm-Faktor. Statt sich auf diesen Lorbeeren auszuruhen, schaute Nemo nach vorn, probierte sich in englischen Texten aus, begann, für andere Musikerinnen und Musiker zu produzieren, lebte in Los Angeles und pendelt mittlerweile zwischen Biel und Berlin. Und nun steht der ESC an.
Das Projekt Eurovision Song Contest 2024 realisieren SRF, RTS, RSI und RTR gemeinsam.