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Scooter-Frontmann H.P. Baxxter: «Im Berghain gehe ich immer auf die Tanzfläche»

Scooter stehen seit 30 Jahren für trashy Reizüberflutung und Techno-Abriss. Wie tickt der 61-jährige Bandkopf H.P. Baxxter abseits der grossen Bühne?

Die besten Karrierezeiten von Acts wie Sophie Ellis-Bextor und Natasha Bedingfield waren längst durch, bis ihre Hits in jüngster Vergangenheit dank neuen Film-Soundtracks viral gingen und sie so wieder auf Tour gehen konnten.

Auch das in den 1990ern verwurzelte Techno-Genre hat durch die «Rave Tok»-Bewegung auf Tiktok in den letzten Jahren ein Revival erfahren und ist heute musikalisch wie ästhetisch beliebter denn je.

Scooter-Frontmann H.P. Baxxter sitzt in der Bibliothek des Dodler Grand in einem Sessel und blickt in die Kamera.
Legende: «Ich mag Hedonismus und Noblesse», sagt H.P. Baxxter – entsprechend wohl fühlt sich der Scooter-Kopf in der prunkvollen Bibliothek des Dolder Grand in Zürich. SRF/David Marbach

Davon profitieren die Mainstream-Techno-Urgesteine von Scooter gewaltig. Sie releasen wieder Tracks mit Ohrwurm-Hooks und unsinnig-eingängigen Lyrics wie zu den besten Anfangszeiten vor rund 30 Jahren. Sie fahren damit Millionen Streams ein und headlinen grosse Bühnen, sowohl an Electro-Events, als auch an klassischen Festivals – in der Schweiz zuletzt am Zürich Openair.

Über diesen zweiten Rave-Frühling, die zähen Anfänge und den langsam in Sichtweite rückenden Lebensabend spricht der auch mit 61 nach wie vor wasserstoffblonde Frontmann von Scooter, H.P. Baxxter im Video-Interview – und verrät auch, wie er heute tickt.

Wie oft geht er noch feiern?

Der Techno-Marktschreier hat schon mehr als sechs Jahrzehnte auf dem Buckel – da steht am Wochenende eher Cheminée-Feuer und ein Buch statt Wodka-Energy im Club an, oder? Früher hätten sie nach jeder Show gefeiert, sagt H.P., der bürgerlich Hans Peter Geerdes heisst. Das sei heute nicht mehr der Fall, das Zwanghafte sei weg, aber wenn sich eine Gelegenheit ergibt, gehe er immer noch gerne weg.

«Im Berghain gehe ich jedoch immer auf die Tanzfläche», fügt der Musiker an. Zwei-, dreimal im Jahr besuche er den weltberühmten Berliner Technoclub. «Schön ist, dass da alle Handys eingesammelt werden. Da fühlt man sich so frei, wie früher an den Raves. Du kannst dich selbst in Trance tanzen und es interessiert keinen.» Vielleicht lächle mal jemand beim Vorbeigehen, er werde aber nie seltsam angequatscht.

Nach dem Auftritt gibt es erstmal Tee

«Always Hardcore»? Auf der Bühne schon! Abseits darf’s aber ruhiger zu- und hergehen – auch ein H.P. Baxxter braucht den Ausgleich. Nach dem Auftritt gebe es darum stets eine Tasse Tee: «Ostfriesentee oder English Breakfast, mit Milch und Zucker, ganz traditional.»

Auch im Alltag sei er zum Gewohnheitsmensch geworden: «Ich stehe auf, Hunde raus, mache mir erst mal einen Tee, Hunde wieder rein, bringe meiner Frau auch einen Tee, mache meinen Sport. Das sind so Abläufe, die mir wichtig sind und damit fühle ich mich wohl.» Darauf freue er sich jeweils auch, wenn er wie im Sommer länger mit Scooter unterwegs ist.

Wie sparsam ist er?

Scooter bespielen wieder grosse Festivals und Hallen, 2023 verkauften sie Universal Music ihren gesamten Musik-Katalog – H.P.s Bankkonto dürfte ordentlich gefüllt sein. Sparsam gehe er nicht damit um, sagt er im Gespräch. «Ich verstehe es nicht, wenn die Menschen alles horten», findet er, «du kannst es ja nicht mehr ausgeben, wenn du auf dem Friedhof lebst.»

Das Portemonnaie sitzt bei ihm darum einigermassen locker: «Ich versuche immer, möglichst viel auszugeben, aber noch genug zu behalten, damit das Geld nicht weg ist, bevor ich sterbe.» Man solle mehr an den Genuss denken, statt sich zu fragen: «How Much Is the Fish?»

SRF 3, 3.10.2025, 18:10 Uhr

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