«Das war mein Leben, es war mir so, so wichtig», sagt Mel D im SRF-3-Interview übers Tanzen, mit dem sie schon im jungen Alter begonnen hatte. «Aber ich musste aufhören, das war mega schlimm – ich wollte Berufstänzerin werden.»
Eine Beinverletzung zwang das «SRF 3 Best Talent» vom September 2025 buchstäblich in die Knie. «Wenn das Knie kaputtgeht, hast du verloren», weiss die Bündnerin. Etwas Gutes hat das Übel immerhin: Weil sie die Tanzschuhe ausziehen musste, hat sie sich stattdessen ans Mikrofon gestellt.
Wohlklingende Anfänge
Aber nicht, bevor sich die heute 27-Jährige im Rahmen ihres Studiums der freien Kunst nochmals kurz aufs Tanzparkett wagte. Dort fragte einer ihrer Lehrer, ob sie Musik für eines seiner Tanzstücke machen wolle – er wusste, dass sie früher in der Gymi-Band spielte, sich im Studium auf Musik konzentriert und gerne singt.
Das Problem: Mel spielte noch kein Instrument. Die Lösung: «Im Tram traf ich zufällig Bill, der mit mir studierte und einen Synthie und ein Drumpad dabeihatte. Ich erzählte es ihm und fragte: ‹Was machst du die nächsten drei Wochen?›» Damit war ihr erstes grosses Musikprojekt Mischgewebe geboren. «Wir spielten an jeder Hundsverlochete, in jedem Keller und an jeder WG-Party und ich merkte, dass sich dieses Leben richtig anfühlt», sagt sie.
Hochkarätige Bekanntschaften
Mit seiner eklektischen Electronica erspielte sich das Duo einen festen Platz in der alternativen Schweizer Musiklandschaft und Mel D knüpfte neue Freundschaften. Unter anderem mit Faber, wo sie seit letztem Jahr fix zur Liveband gehört. «Als singende und musizierende Sidewoman.» Dabei kommt sie aus dem Schwärmen kaum mehr raus: «Wir sind 18 Leute und leben alle zusammen im Tourbus – ich frage mich, ob es eine andere Gruppe mit so vielen Leuten gibt, die so gut funktioniert.»
Ebenfalls auf der Kurzwahlliste der Bündnerin aus Maienfeld: Dino Brandão, der gemeinsam mit Faber und Sophie Hunger als Brandão/Faber/Hunger im ganzen deutschsprachigen Raum kollektive Freudentränenwasserfälle ausgelöst hat. Der Brugger Musiker hat sich zusammen mit Feist- und Chilly-Gonzales-Produzent Renaud Letang um die Produktion von Mels Debütalbum «Young Bones» gekümmert, das am 5. September erscheint.
Wohlig-warme Geheimnisse
Solo tauscht Mel D die Tanzbarkeit von Mischgewebe gegen einen regelrechten Hinhörzwang aus: Ihre zarten Indie-Pop-Stücke sind bis oben hin angefüllt mit kleinen Klang-Geheimnissen, die nie ganz enthüllt werden und so auch nach zig Durchgängen interessant bleiben.
Sie selbst bezeichnet ihren Sound als «verspielt und warm»: «Meine Musik soll einen wie in Watte packen.» Statt getanzt wird heute also eher geschmust – und wir können uns gar nicht schnell genug in die Kuscheldecke wickeln.