Happy Birthday, SRF 3! Zum 40-Jahr-Jubiläum des Popkultur-Senders werden die Schweizer Songs gefeiert, die das Radioprogramm in den vergangenen vier Dekaden besonders geprägt haben. Hier sind vier davon – und die Geschichten dahinter (und hier gibt's vier weitere ).
Yello: Nonsens erobert die Welt
Als Werbemelodie für Burger, Versicherungen, Joghurts, die Damen-Bodybuilding-WM, Videogames und bei den Simpsons : «Oh Yeah» von Yello ist riesig. Sänger Dieter Meier war zunächst nicht begeistert von der sich wiederholenden «Oh Yeah»-Phrase. Bandpartner und Tontüftler Boris Blank erinnert sich: «Er sagte ‹Boris, ich mach das, aber ich finds en totale Seich›.»
Auch wenn das Lied bereits 1985 auf dem Album «Stella» erschien, folgte der grosse Durchbruch erst einige Jahre später, als er für grosse Hollywoodfilme wie «Ferris Bueller's Day Off» mit Matthew Broderick oder «The Secret of My Success» mit Michael J. Fox verwendet wurde. Das Geheimnis des Songs? «Es ist einfach Nonsens in einer relaxten Stimmung«, so Blank, «oder gibt es etwas Schöneres und Positiveres als ‹Oh ja›?»
«Oh Yeah» gehörte auch zur musikalischen Identität von DRS 3 (wie SRF 3 bis Ende 2012 hiess). Radio-Legende François «FM» Mürner spannte mit Boris Blank zusammen, daraus resultierten Sendersignete, die noch heute legendär sind, wie «DRS 3 – tschigga tschiggaaa». Blank fügt an: «Ob der ‹Oh Yeah›-Claim zuerst im Song oder im Signet war, weiss ich echt nicht mehr.»
Joya Marleen: Zur Not ein Hit
So einen Senkrechtstart soll ihr erst mal jemand nachmachen: Die vorher unbekannte Joya Marleen nistete sich vor drei Jahren mit ihrer Debütsingle «Nightmare» direkt in den Gehörgängen der Schweiz ein, verbrachte damit ein halbes Jahr in der Hitparade und staubte an einem Abend drei Swiss Music Awards ab – unter anderem in der Kategorie «SRF 3 Best Talent». Dabei war der spätere Hit zunächst bloss ein Lückenbüsser.
«Ich spielte am Winterkitsch-Festival und die Leute wünschten sich eine Zugabe, aber ich hatte noch nicht so viele eigene Songs», erzählt die St. Gallerin, «ich begann zu improvisieren, das Wort ‹Nightmare› kam mir in den Sinn und daraus entstand der Refrain ‹Hold on, hold on, she's waitin' for a nightmare, nightmare›.» Im Studio nahm das Stück schliesslich Form an und wurde mittlerweile schon mehr als eine Million Mal gestreamt.
Bligg: Perfekt getimte Rose
Vor «Rosalie» war Bligg ein bekannter Schweizer Rapper. Seit «Rosalie» ist er einer der grössten Mundartstars des Landes. «Das Wort ‹Rosalie› und die Melodie waren rasch da», sagt er rückblickend. «Aber ich hatte tagelang keine Idee, in welche Richtung der Text gehen könnte.» Der Zufall wollte es, dass ein Rosenverkäufer just jenes Restaurant betrat, in dem Bligg Zmittag gegessen hat. Und plötzlich war alles klar.
«Nach dem Studiotag ging ich nach Hause und schrieb den Song mitten in der Nacht in zwei Stunden.» Der Rest ist Schweizer Popgeschichte: «Rosalie» gehört zu den erfolgreichsten Liedern des Zürchers, war nach seinem Release 2008 ganze 67 Wochen in den Charts und wird noch heute von Schulklassen und Chören gesungen sowie von Guggenmusiken gespielt.
DJ Bobo: Sogar ihn nervte sein Kläffer
Zwei Dinge machten uns im Sommer 2003 das Leben schwer: Die beispiellose Hitze und – für einige wohl ungleich belastender – «Chihuahua» von DJ Bobo. Releast 2002 als Werbesong in Spanien, biss sich die auf dem gleichnamigen 1955er Mambo basierende Electro-Swing-Töle ein Jahr später in den Gehörgängen, Charts und Radioplaylists der Schweiz fest.
2004 bot DRS 3 seinem Publikum die Möglichkeit, ungeliebte Lieder permanent aus dem Programm zu verbannen. «Chihuahua» musste über die Playlist-Klinge springen – auch dank DJ Bobo. «Ich habe selbst dafür gestimmt», sagt der Aargauer einige Jahre später im Interview. «Egal, wo du warst – im Auto, an der Tankstelle, in der Badi –, das Ding lief immer. Wenn mein eigener Song im Radio kam, musste ich umschalten, es ging nicht mehr.»
Trotz Verbannung schleicht sich «Chihuahua» immer mal wieder ins SRF-3-Programm. Sein Musik-Herrchen weiss, warum: «Ganz grosse Sommerhits wie ‹Macarena› gehen einem im Moment auf die Nerven. Aber fünf Jahre später hörst du sie schampar gerne, weil sie dich an diesen schönen Sommer erinnern.»