In der Schweiz wachsen mehr als 20 Arten «Zauberpilze». Der bekannteste ist der Spitzkegelige Kahlkopf. Jahrzehntelang war Psilocybin verpönt und durchgehend kriminalisiert. Seit einigen Jahren rückt es wieder ins Licht der Forschung. Studien zeigen, dass der Stoff bei Depressionen, Traumata oder Angststörungen helfen kann, dort, wo herkömmliche Medikamente nicht oder nicht genügend wirken.
Psychedelika wirken anders als Antidepressiva. Sie können einen Prozess anstossen, den man dann therapeutisch bearbeiten kann.
«Psychedelika wirken anders als Antidepressiva. Sie können einen Prozess anstossen, den man dann therapeutisch bearbeiten kann», sagt Dr. Helena Aicher, Psychotherapeutin und Forscherin in Zürich. Sie arbeitet mit Patientinnen und Patienten, die eine Ausnahmebewilligung des Bundesamts für Gesundheit erhalten haben.
Der Konsum von Psilocybin ist jedoch nicht ohne Risiken. Laut der Suchtprävention des Kantons Zürich führt der Wirkstoff zwar nicht zu körperlicher und nur selten zu psychischer Abhängigkeit. Dennoch wird aus gesundheitlichen Gründen vom Konsum abgeraten: Besonders Menschen, in deren Familien psychische Erkrankungen vorkommen, sollten auf Halluzinogene verzichten, da diese in solchen Fällen Psychosen auslösen können.
Ein Weg zur Selbstheilung?
Einer, der sich ohne BAG-Ausnahmebewilligung therapiert, ist der pensionierte Christoph. Er trägt eine Wunde in sich, die nie verheilt ist: Als Kind wurde er beschnitten. Ein Eingriff, der in seinem Körper und in seiner Psyche tiefe Spuren hinterlassen hat. Um sich selbst zu heilen, besucht er in den Niederlanden psychedelische Retreats. Diese sind erlaubt, da dort Zaubertrüffel legal sind.
SRF Impact hat ihn und seine zwei Kinder, die ihn auf die Idee der Psilocybin-Therapie gebracht haben, nach dem letzten Retreatbesuch getroffen. «Ich hatte eine sehr eindrückliche und tiefgreifende Erfahrung.» Dass es ihm jetzt besser geht – das verneint Christoph: «Ich würde sagen, es geht mir bewegter.»
Erst durch die psychedelischen Substanzen konnte ich eine wirkliche Verbesserung meines Gemütszustandes erreichen.
Seit Jahrzehnten versucht Christoph, sein Trauma zu verarbeiten. Früher auch mit Psychotherapie. Erst vor vier Jahren fand er mit den Psilocybin-Retreats einen Weg, dem Trauma zu begegnen und es Stück für Stück aufzuarbeiten. «Ich verdanke mein Leben der sehr guten Psychotherapie. Aber erst durch die psychedelischen Substanzen konnte ich eine wirkliche Verbesserung meines Gemütszustandes erreichen.»
Zauberpilzli auf Schweizer Wiesen
Ganz anders Marco (Name geändert), ein 29-jähriger Pilzsammler. Er zieht mit Rucksack über die Wiesen und sucht Zauberpilze. Wo er sie sucht, möchte er für sich behalten: «Sonst kriege ich Konkurrenz. Und den anderen Pilzlern gegenüber wäre das auch nicht so cool.»
Wenn ich mir bei einem Pilz nicht ganz sicher bin, nehme ich ihn nicht mit.
Für ihn stellt der Pilz keine Heilung dar, sondern Spass. «Manchmal ist der Konsum auch einfach lustig», sagt Marco gegenüber SRF Impact.
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Bild 1 von 3. Marco im Gespräch mit Livio Carlin von SRF Impact. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 3. Marco sammelt Psilocybin-haltige Pilze. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 3. Marcos heutige Ausbeute. Bildquelle: SRF.
Trotzdem sei er ein verantwortungsvoller Konsument, denn es sei ihm bewusst, dass die Gefahr besteht, einen giftigen Pilz zu erwischen. Er habe sich lange mit Pilzen beschäftigt, sodass er ein gutes Auge entwickelt habe: «Wenn ich mir bei einem Pilz nicht ganz sicher bin, nehme ich ihn nicht mit.»
Psilocybin bewegt sich weiterhin zwischen medizinischem Fortschritt und rechtlichen Grenzen. Klar ist: Das Interesse an seiner Wirkung wächst, und mit ihm die Diskussion über Chancen und Risiken.