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Leere Hotelzimmer – trotz ESC «Wir dachten, wir seien bumsvoll»: Basler Hotels sind ernüchtert

In Basel-Stadt sind in der ESC-Woche erst 85 Prozent der Betten belegt, im Umland sind es noch weniger. Nun gibt sich die Hotelbranche selbstkritisch: Die Buchungsbedingungen seien zu restriktiv und die Preise zu hoch.

Rund 500'000 Gäste kommen für den Eurovision Song Contest nach Basel. Davon geht die Basler Regierung aus und stützt sich dabei auf Zahlen aus Liverpool, wo der ESC im Jahr 2023 stattfand.

Diese Zahlen weckten in Basel grosse Erwartungen, vor allem bei den Hoteliers. Kurz vor Beginn der ESC-Woche macht sich unter ihnen aber Ernüchterung breit: «Wir haben mehr erwartet», sagt Franz-Xaver Leonhardt, Präsident Hotellerie Suisse Region Basel. «Wir dachten, wir seien bumsvoll.» Kurz vor Beginn des weltweiten grössten Musikanlasses liegt die Auslastung bei nur 85 Prozent.

Ähnlich ist die Situation im angrenzenden Deutschland. Dort liegt die Auslastung der Hotels bei knapp 60 Prozent.

Branche über Selbstkritik

Dass Betten frei bleiben würden, darauf deuteten die Verkaufszahlen der ESC-Tickets zunächst nicht hin. Am 29. Januar kamen die ersten Tickets auf den Markt. Schon sieben Minuten nach dem Start der ersten Ticketwelle waren alle Live-Show-Karten weg, die Preview-Karten nach 20 Minuten. Dass die Hotelzimmer trotz des grossen Interesses am ESC nicht voll ausgelastet sind, bringt die Hoteliers zum Nachdenken.

Zwei Hotels stehen am Rand eines grossen Platzes, auf dem sich zahlreiche Menschen befinden.
Legende: «Ab Dienstag, dem Tag des ersten Halbfinals, sind die Hotels voll», so die Prognose von Franz-Xaver Leonhardt, Präsident Hotellerie Suisse Region Basel. KEYSTONE / GEORGIOS KEFALAS

«Einige Hotels haben restriktive Buchungsbedingungen», sagt Felix Düster, stellvertretender Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands Lörrach. Während Messen in Basel sind die Hotels dort oft gut gebucht. In der ESC-Zeit hätten einige aber als Mindestdauer fünf Nächte angegeben, um das Hotel über einen längeren Zeitraum zu füllen. «Vielleicht sind die Preise auch zu hoch», fügt Düster selbstkritisch an.

Die hohen Übernachtungspreise einiger Hotels sind auch Franz-Xaver Leonhardt aufgefallen: «Ich gehe davon aus, dass die Preise bald sinken. Dann buchen die Leute Zimmer.» Seine Prognose: «Ab Dienstag, dem Tag des ersten Halbfinals, sind die Hotels voll.»

Hotelpreise schon lange ein Thema

Dass die Hotelpreise während Grossveranstaltungen teils sehr stark steigen, ist in Basel seit Jahren ein leidiges Thema. Vor allem während der früheren Messe Baselworld stiegen sie so stark, dass die Messe direkt an die Hotels herantrat, um nach einer Lösung zu suchen. Auch während der Kunstmesse Art Basel sorgen die Preise regelmässig für Kritik.

Der Verband riet den Hotels darum, die Preise während dem ESC nur moderat zu erhöhen. «Wenn wir es mit den Preisen übertreiben, gibt uns das zwar im Moment viel Geld. Es schadet aber dem Image von Basel und dem langfristigen Umsatz der Hotels», sagte Franz-Xaver Leonhardt Ende 2024. Der Verband arbeitete daher einen Kodex aus. An den halten sich aber offenbar nicht alle.

Neben den Übernachtungspreisen gibt es weitere Gründe, weshalb nicht alle Gäste eine Unterkunft suchen: 56 Prozent der Tickets kauften Leute, die in der Schweiz zu Hause sind.

Weil die Schweiz ein kleines Land ist, sind viele ESC-Gäste gar nicht auf eine Hotelübernachtung angewiesen: Sie fahren mit einem der vielen Extrazüge nach Hause oder übernachten bei Bekannten.

Baslerinnen und Basler wollen ESC

Box aufklappen Box zuklappen
Mann gibt einer Frau eine Schachtel. Im Hintergrund stehen Leute mit einem Transparent gegen den ESC.
Legende: Ein Mitglied der EDU übergibt der Basler Staatsschreiberin die 4203 Unterschriften. Das Stimmvolk stellte sich dann aber hinter den ESC. KEYSTONE/Georgios Kefalas

Fast 67 Prozent der Stimmberechtigten in Basel-Stadt stehen hinter dem ESC. Sie haben dem Kredit über 37.5 Millionen für zugestimmt. Damit folgte das Stimmvolk dem Parlament. Dieses hatte den Kredit zuvor mit 87 zu 4 Stimmen gutgeheissen.

Das Geld wird einerseits für das umfangreiche Begleitprogramm eingesetzt. Es enthält aber auch Ausgaben für Infrastruktur und Sicherheit. Ausgelöst hatte die Urnenabstimmung die Kleinpartei EDU. Sie hatte Unterschriften gegen den Kredit und damit gegen die Austragung des ESC gesammelt.

Unter ihnen ist auch Melisa Kaymaz. «Die Schweiz ist klein. Man kennt immer irgendwo jemanden und kann dort schlafen», sagt die Präsidentin des Eurovision Clubs Switzerland. «Ich übernachte bei einem Kollegen in Basel.»

Hotelier Franz-Xaver Leonhardt ist dennoch guten Mutes. Er steht in einem seiner freien Hotelzimmer und sagt: «Ich bin sicher, dass dieses Zimmer nächste Woche glückliche Gäste beherbergen wird.»

SRF 1, 10vor10, 7.5.2025, 21:50 Uhr ; 

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