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«Espresso Aha!» Die Beschriftung des Buchrückens, ein Mysterium
Aus Espresso vom 20.07.2020. Bild: SRF
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«Espresso Aha!» Die Beschriftung des Buchrückens ist ein Mysterium

Ob ein Titel auf dem Buchrücken von oben nach unten oder umgekehrt zu lesen ist, hat mit kulturellen Eigenheiten zu tun.

Auffällig ist: Vor allem Bücher aus dem angelsächsischen Raum haben Autor und Titel auf dem Buchrücken von oben nach unten verlaufend. Umgekehrt im mitteleuropäischen Raum und in Ländern mit lateinischen Sprachen. Bei diesen Büchern muss der Betrachter vor dem Gestell den Kopf nach links neigen, um den Titel von unten nach oben zu lesen.

Das SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» fragt erst einmal beim Zürcher Diogenes-Verlag nach. Dessen Bücher sind auf dem Buchrücken von unten nach oben beschriftet. Warum das so ist, und warum andere es genau umgekehrt machen, wolle wir wissen. Warum eigentlich?

«Espresso Aha!»

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Jeden Montag beantworten wir in der Rubrik «Espresso Aha!» eine Frage aus dem Publikum. Haben auch Sie eine? Senden Sie sie uns!

Die Mediensprecherin schreibt uns, das sei eine Knacknuss und bedürfe einiger Abklärungen. Ein paar Tage später dann lässt der Art Director des Diogenes-Verlags, Kobi Benezri ausrichten, er kenne das Phänomen der Titel von oben nach unten weniger bei englischsprachigen Büchern, sondern von Kunstbänden. Diese würden häufig gestapelt auf Tee-Tischchen liegen, und auf diese Art seien die Titel auf den Buchrücken leicht zu lesen. Bei umgekehrter Beschriftung sind die Buchstaben auf dem Kopf. Das leuchtet ein. Aber weshalb gibt es beide Varianten auch bei Romanen?

Keine verbindliche Regelung, aber eine ISO Norm existiert

Beim Berufsverband der grafischen Industrie Viscom klärt Kommunikationschef Paul Fischer auf: «Es gibt in der Tat keine einheitliche Regelung. Aber es ist schon so, dass im angelsächsischen Raum das «Rechtsdrehend»-Prinzip zur Anwendung kommt (Kopf nach rechts unten, Anm. d. Red.), während man in Mitteleuropa, aber auch in lateinischen Ländern auf das «Linksdrehend»-Prinzip setzt.»

Wie und warum, und vor allem wann der Unterschied entstand, sei ein Mysterium. Vermutlich spielten da kulturelle Präferenzen eine Rolle.

Zu diesem Schluss kommt auch die Expertin bei der Nationalbibliothek, Simone Netthoevel. Sie schreibt «Espresso»: «Mir wurde erzählt, dass im englischen Kulturraum die Bücher früher in erster Linie gestapelt und weniger in ein Bücherregal gestellt wurden.» Umgekehrt scheine es, dass in unserem Kulturraum die Bücher traditionell in Bücherregale gestellt wurden. Sie weiss aber, es existiert eine Regelung: «Für die Beschriftung von Buchrücken existiert eine ISO Norm (internationale Norm Nr. 6357) aus dem Jahr 1985. Standardisiert ist darin die angelsächsische Art, von oben nach unten. Es wird aber auch die umgekehrte Variante erwähnt, welche ebenfalls zulässig ist. Und dann existiert noch eine dritte Variante: Die Quer-Beschriftung! Für die ganz dicken Bücher.

Espresso, 20.07.20, 08:13 Uhr

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