«Wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich diese Geräte damals nicht gekauft», sagt der Besitzer von vier smarten Steckdosen von Mystrom. Diese können unter anderem den Stromverbrauch messen und lassen sich mit dem Smartphone verbinden. Über eine App können die Nutzerinnen und Nutzer den Verbrauch ablesen.
Und sie können unter anderem auch die verbundenen Geräte ein- und ausschalten. Diese Software war bislang kostenlos. Eine sinnvolle Idee, um den eigenen Stromverbrauch zu messen, zu steuern und Kosten zu sparen.
Wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich diese Geräte nicht gekauft.
Für seine vier Messgeräte hat jener Kunde insgesamt rund 200 Franken bezahlt. Eines davon benötigte er, um zu messen, wie viel Strom seine Balkonsolaranlage produziert. Interessant sei für ihn vor allem der grosse Überblick gewesen – die Werte eines Tages, Monats oder Jahres.
Mit dem Gratis-Abo ist nicht mehr viel möglich
Das geht nun nicht mehr. Der Zähler wurde auf null zurückgesetzt. Grund: Seit Anfang August 2024 gelten bei Mystrom neue allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB). Jener Kunde hat diesen AGB nicht zugestimmt. Genauer gesagt: Er hat auf eine entsprechende Information der Firma im Juni gar nicht reagiert.
Mit den neuen AGB verbunden ist ein neues Geschäftsmodell. Die Software für die smarten Steckdosen ist neu an ein Abo-Modell gekoppelt. Die Preise sind mit 3.50 bis 29 Franken pro Jahr moderat. Mit der teuersten Version lassen sich unter anderem ganze Lichtsysteme im Haus oder der Wohnung steuern.
Im Angebot ist auch ein Gratis-Abo. Damit lässt sich aber nicht mehr viel anstellen. Zum Beispiel erhält man nur noch einmalig die Verbrauchsstatistik über sieben Tage. Wer die Jahreszahlen will, muss notgedrungen etwas bezahlen. Diesen und andere Kunden stört dabei weniger der Abo-Preis.
Das sei ja wirklich nicht viel. Es geht ihnen ums Prinzip. Er wolle sich nicht von den Herstellern digitaler Geräte in den Abo-Dschungel drängen lassen, sagt der Mystrom-Kunde im SRF-Konsumentenmagazin «Espresso»: «Dem muss man einen Riegel schieben.»
Auch ein anderer Kunde, der sich bei SRF gemeldet hat, fühlt sich vor den Kopf gestossen. Er hat gleich sieben Geräte bei sich zu Hause installiert. Auch er lehnt die neuen AGB ab, hat dies aber dem Anbieter schriftlich mitgeteilt. Mystrom gewährt ihm nun noch ein Jahr mit voller Leistung – als Übergangsfrist.
Mystrom: Abos als wirtschaftliche Notwendigkeit
Mystrom-Chef Tom Kienle schreibt SRF: «Die Abos sind eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Ohne sie geht das Business mittelfristig nicht mehr auf.» Die Kosten für Betrieb, Service und Support seien stetig gestiegen, die Margen gesunken. Es gebe insolvente Geschäftspartner mit offenen Rechnungen. Man sei deshalb auf zusätzliche Einnahmen angewiesen.
Kienle berichtet von teils heftigen Reaktionen, die seine Firma wegen der Einführung des Abo-Modells erhalten habe. Er kann sie nicht wirklich nachvollziehen – auch wegen der tiefen Abo-Tarife. Überdies gewähre man den bestehenden Kunden Übergangsfristen und kostenlose Gratismonate – je nach Eröffnungsdatum des Kontos.
Der Wechsel zum neuen Geschäftsmodell habe man auch von Juristen begleiten lassen.