Ein Postauto-Kunde reist ab und zu durch den Kanton Graubünden und stellt verärgert fest, dass es einzelne Kurse gibt, auf denen es nicht mehr möglich ist, ein Billett mit Bargeld beim Chauffeur zu kaufen. «Es sollte doch für Kinder oder für Menschen mit Behinderung noch möglich sein, mit Bargeld zu bezahlen.»
Zusätzlicher Radiobeitrag zum Thema
Ziel: Alles bargeldlos ab 2035
Fakt ist: Es ist das erklärte Ziel der ÖV-Branche, bis 2035 den Ticketverkauf ausschliesslich digital zu gestalten. Allerdings handelt es sich dabei um eine besonders sensible Branche, erklärt André Bähler von der Stiftung für Konsumentenschutz: «Die Leute sind auf den öffentlichen Verkehr angewiesen, und auf den meisten Strecken können die Leute nicht auf eine Alternative ausweichen, welche Bargeld akzeptiert.» Insofern sei es unerlässlich, dass auch Personen ohne digitale Bezahlmöglichkeiten den öffentlichen Verkehr benutzen könnten, zumindest für eine Übergangsphase, fordert er.
Und das Bundesamt für Verkehr schreibt auf Anfrage, die «Non-Digitals» dürften nicht schlechter gestellt werden.
Der Konsumentenschutz nimmt die Kantone in die Pflicht, welche ein gewichtiges Wort mitreden können bei der Ausgestaltung der Bedingungen der Transportunternehmen.
Wir haben auf vier Linien in Graubünden bargeldlose Mini-Automaten eingeführt.
Graubünden digitalisiert, Kanton Basel-Landschaft bremst
Wie ein Artikel der Tamedia-Zeitungen aus dem Jahr 2022 zeigt, hat sich der Kanton Basel-Landschaft erfolgreich dagegen gewehrt, dass Bargeld vollständig aus den Postautos verbannt wird. Hingegen ist der Kanton Graubünden für die Umstellung auf die digitalen Kanäle. Nun sind die ersten Linien also bereits bargeldlos in Betrieb, ausschliesslich im Kanton Graubünden.
Postauto: Mehrere digitale Bezahlmöglichkeiten
Wie die Medienstelle von Postauto schreibt, sei neben den bekannten digitalen Bezahlmöglichkeiten durch Apps wie Easy Ride neu das Ticketsystem Venda in den Bussen installiert worden: «Wir haben auf vier Linien in Graubünden bargeldlose Mini-Automaten eingeführt. Auf diesen Linien können die Fahrgäste, die nur Bargeld dabeihaben, eine Wertkarte beim Fahrpersonal erwerben (VendaPrepaid) und damit ihr Ticket am Automaten kaufen.»
Wer mit Twint, Debitkarten oder mit einem Swisspass mit Bezahlfunktion unterwegs sei, könne damit ebenfalls den Mini-Automaten im Bus bedienen.
Laut Postauto-Medienstelle ist auch eine Wertkarte in Entwicklung, eine Art Prepaidkarte, welche dereinst branchenweit in der ganzen Schweiz einsetzbar sein soll. Damit könne das Ticket am Mini-Automaten bezahlt werden. Das ist aber noch Zukunftsmusik.
Ein Kind mit einem Fünfliber im Sack im Postauto alleine reisen lassen, dürfte aber je länger, je weniger möglich sein. Wer aber sein Ticket am Bahnschalter kaufen oder telefonisch bestellen möchte, der kann das nach wie vor tun.
In den meisten Postautos kann man noch bar zahlen
Noch sind ohnehin nur wenige Linien betroffen, ausschliesslich im Kanton Graubünden. Und Postauto schreibt: «Wir haben schweizweit 911 Linien. Tatsächlich können die Fahrgäste auf allen Linien ausser den erwähnten in Graubünden ihr Ticket beim Fahrer und bei der Fahrerin kaufen, also auf über 99,5 Prozent unserer Linien.» Die Frage ist bloss, wie lange noch.