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Digitalisierung in Nordeuropa Skandinavien – wo der Alltag bargeldlos bestritten wird

Skandinavien zeigt, wie Digitalisierung gelingt: Mit staatlicher Unterstützung bleiben nur wenige Menschen aussen vor.

Das Misstrauen gegenüber der Digitalisierung und die Angst vor der bargeldlosen Gesellschaft dürften mitverantwortlich sein für das knappe Ja der Schweizer Stimmbevölkerung zur E-ID. In skandinavischen Ländern ist die Digitalisierung weit fortgeschritten. Wie gelingt es, dass nur ganz wenige Menschen auf der Strecke bleiben?

Dänemark ist in Skandinavien das Land, welches digital am weitesten fortgeschritten ist. Vor allem im Bereich der staatlichen Dienstleistungen. Erhebungen zeigen, dass in Dänemark weniger als zehn Prozent der Menschen nicht am digitalen Leben teilnehmen wollen oder können. Zum Vergleich: Zahlen des Bundesamts für Statistik aus dem Jahr 2022 zeigen, in der Schweiz sind ein Viertel der Menschen von der digitalen Welt abgeschnitten. Viele davon sind armutsbetroffen und haben keinen Zugang zu Computer oder Smartphone.

Armutsbetroffene erhalten vom Staat ein Billighandy

Korrespondent Bruno Kaufmann berichtet seit 35 Jahren für SRF aus Schweden und ganz Nordeuropa. Gerade armutsbetroffene Menschen, beispielsweise in Schweden, würden vom Staat unterstützt, damit sie am öffentlichen Leben teilnehmen könnten: «Menschen, die sich Hilfsmittel für den digitalen Anschluss nicht leisten können, erhalten ein günstiges Handy. Auch Menschen, die auf der Strasse leben.» Denn ohne Zugang gehe es schlicht nicht. So hätten auch in vielen Gemeinden Bibliotheken eine wichtige Rolle übernommen: «Sie stellen Computer und Personal zur Verfügung, um Menschen ohne digitalen Anschluss zu helfen.»

«Die letzte Poststelle in Schweden hat vor 15 Jahren zugemacht»

Skandinavische Länder hätten in den letzten Jahren den analogen öffentlichen Dienst stark abgebaut. Deshalb seien die Regierungen bemüht, ihre Bürgerinnen und Bürger auf dem digitalen Zug mitzunehmen, berichtet Bruno Kaufmann.

«Die letzte Poststelle in Schweden hat vor 15 Jahren zugemacht. Und nur noch bei ganz wenigen Banken ist es überhaupt möglich, Bargeld zu beziehen.» Fragt sich, wozu überhaupt, denn mit Bargeld sei Bezahlen fast unmöglich.

Kollekte in der Kirche ohne Bargeld

Der Alltag für den SRF-Korrespondenten in Schweden schaut so aus, dass er alles mit dem Smartphone oder der Smartwatch bezahlt. Sei es, um eine öffentliche Toilette zu benutzen, ein Zugticket zu kaufen oder in der Kirche eine Kollekte zu geben. Um sich beim Arzt anzumelden, öffnet er die entsprechende App – auch für Wohnungen könne man sich nur digital bewerben.

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Bereitschaft, viele Daten preiszugeben

Damit dieser Geld-, aber auch Informationsfluss digital funktioniert, sind zwei Bedingungen zu erfüllen: Jeder Bürger, jede Bürgerin hat eine elektronische ID. Und in vielen skandinavischen Ländern haben alle eine Personennummer, mit der sie sich identifizieren können. Verknüpft damit werden sämtliche Apps, öffentliche und private Anwendungen. Ein elektronisches Patientendossier ist selbstverständlich und für alle zuständigen Stellen einsehbar. Natürlich gebe es auch Missbrauch mit Personendaten: «Kriminelle betrügen damit», sagt Bruno Kaufmann. Dafür brauche es dann Versicherungen, um sich zu schützen.

Es sei aber zu beobachten, dass es in gewissen Bereichen wieder eine Bewegung zurück zur analogen Welt gebe, beispielsweise in der Schule: «Zurück zu Papier und Stift.»

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Espresso, 03.10.25, 8:10 Uhr

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