Worum geht es? Wer nach einem Alters- oder Pflegeheimplatz in der Schweiz sucht, stösst bei der Onlinesuche möglicherweise auf die Plattform Seniorenheimplus. Diese ist nach eigenen Angaben «auf die Beratung und Orientierung» in Bezug auf Pflegeheime spezialisiert.
Sie will ältere Menschen «kostenlos bei der Suche nach einem Pflegeheim, Altersheim oder einer häuslichen Pflegehilfe» begleiten. Wer sich auf der Plattform anmeldet, erhält beispielsweise per E-Mail-Vorschläge zu freien Heimplätzen, die allenfalls passen könnten.
Was ist das Problem? Die Plattform macht aufgrund fehlerhafter Informationen einen zweifelhaften Eindruck: So heisst es beispielsweise, Ergänzungsleistungen (EL) seien unter anderem «für Familien mit geringem Einkommen» bestimmt. Das ist nicht korrekt: Voraussetzung für den Erhalt von EL ist eine AHV- oder IV-Rente. Ausserdem heisst es, «jeder Schweizer sollte eine Krankenkasse haben». Richtig wäre: In der Schweiz ist die Krankenversicherung obligatorisch – alle sind bei Krankheit, Mutterschaft und Unfall geschützt. Hinzu kommt, dass die Plattform von den Alters- und Pflegeheimen eine Vermittlungsgebühr verlangt. Diese kann bis zu 1900 Franken pro Patient betragen. Bei Alters- und Pflegeheimen, die teilweise durch die öffentliche Hand finanziert sind, ein stolzer Betrag. Dies insbesondere vor dem Hintergrund, dass es auch kostenlos geht (siehe nächster Punkt).
Was sagt der Branchenverband? Curaviva, der Verband der Dienstleister für Menschen im Alter, würde Seniorenheimplus «nicht empfehlen», wie die wissenschaftliche Mitarbeiterin Anna Jörger auf Anfrage des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso» sagt. Die Plattform mache keinen sehr fachkundigen Eindruck, gerade auch weil Begrifflichkeiten verwendet würden, die für die Schweiz nicht passend seien. Neben den Zweifeln an der fachlichen Qualität von Seniorenheimplus kritisiert Curaviva insbesondere aber die oben erwähnte Vermittlungsgebühr. In der Schweiz bestehe ein sehr gutes Netzwerk für die Vermittlung von Heimplätzen, sagt Anna Jörger (siehe Alternativen). Sowohl für Betroffene als auch für Alters- und Pflegeheime würden damit keine Kosten anfallen.
Was sagt Seniorenheimplus? «Espresso» hat Seniorenheimplus um ein Interview gebeten. Das Unternehmen mit Sitz in Frankreich wollte nur schriftlich Stellung nehmen. Zur kritisierten Vermittlungsgebühr heisst es: «Die Tatsache, dass wir bezahlt werden, während wir die Familien entlasten, die nichts bezahlen, ist ein Modell, das es in [sic] vielen Internetaktivitäten gibt.» Und auf die inhaltlichen Fehler angesprochen, schreibt Seniorenheimplus: «Unsere Website erhebt keinen Anspruch darauf, als Referenz für gesetzliche Bestimmungen zu dienen.» Gleichzeitig betont das Unternehmen aber, über «eine umfassende Kenntnis der Gesetze des jeweiligen Landes» zu verfügen und den Betroffenen mit «Rat und Tat» zur Seite zu stehen.
Welche Alternativen gibt es? Wenn Sie einen Heimplatz für sich selbst oder für jemanden in Ihrem Umfeld suchen, gibt es in der Schweiz verschiedene Anlaufstellen. Neben der Pro Senectute gibt es auch diverse kantonale Fachstellen fürs Alter. Auf der Plattform Heiminfo.ch können Alters- und Pflegeheime zudem über freie Heimplätze informieren. Das Angebot ist sowohl für Betroffene wie auch für die Institutionen kostenlos nutzbar.