Das ist passiert: Das Modehaus PKZ hat vielen Kunden ungefragt eine Visa-Kreditkarte zugestellt. Diese löst die bisherige Kundenkarte ab. Im Schreiben, das der kostenlosen «PKZ Insider Card Visa» beiliegt, heisst es, die Kundinnen und Kunden könnten damit «ab sofort mehr Flexibilität beim weltweiten Bezahlen» geniessen. Einen Antrag ausgefüllt, geschweige denn die Zustimmung zu einer Kreditkarte erteilt, haben die Empfänger der Karte nicht. Das sorgt für Kritik.
Weshalb gibt es Kritik? Gegenüber dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» zeigen sich mehrere PKZ-Kundinnen und -Kunden irritiert. Sie kritisieren mit Blick auf das Schuldenrisiko, es sei unverantwortlich, Kreditkarten ohne entsprechenden Antrag auszustellen. Ein Kunde möchte wissen: «Wurde überhaupt geprüft, ob ich kreditwürdig bin?» Nicht zuletzt spielt auch der Umweltgedanke mit: «Diese Karten müssen gedruckt und verschickt werden.» Auch beim Online-Magazin «Inside Paradeplatz» haben sich kritische PKZ-Kunden gemeldet.
Was sagen Fachleute? Beim Dachverband der Schweizer Schuldenberatungsstellen kommt die Kreditkarte von PKZ ebenfalls nicht gut an. Kreditkarten seien insbesondere für jene Menschen gefährlich, die ihr Budget nicht im Griff hätten, sagt Geschäftsleiter Pascal Pfister: «Deshalb ist es besonders stossend, dass PKZ diese Karten ohne Antrag vergeben hat. Damit wird den Leuten ein Risiko aufgebürdet, dem sie nicht zugestimmt haben.» Vor allem müsse man bedenken: «Wenn am Ende jeder Detailhändler ungefragt eine Kreditkarte herausgibt, summiert sich das Verschuldungsrisiko.»
Was sagt PKZ dazu? Das Modehaus verweist auf die «tiefe Ausgabenlimite» von 1000 Franken pro Monat bzw. 5000 Franken pro Jahr in der Standard-Variante der Kreditkarte. Das fördere «verantwortungsvolles Bezahlen». Es bestehe zudem keine Möglichkeit, Bargeld zu beziehen oder in Raten zu bezahlen, «wodurch ein klassisches Überschuldungsrisiko minimiert wird». Die Karte hätten ausschliesslich Kundinnen und Kunden erhalten, die bisher ihre PKZ-Einkäufe per Monatsrechnung bezahlt hätten. Wie viele Kunden das konkret sind, gibt PKZ nicht bekannt.
Was gilt rechtlich? Das Konsumkreditgesetz (KKG) sieht bei Kreditkarten eine Pflicht zur «summarischen» Prüfung der Kreditfähigkeit vor. Das gilt allerdings für Kreditkarten, bei denen in Raten bezahlt werden kann, was bei der PKZ-Visakarte in der Standardvariante nicht der Fall ist. Insofern unterstehe man hier nicht dem KKG, argumentiert PKZ. Dennoch würde Schuldenexperte Pascal Pfister erwarten, dass ein Unternehmen wie PKZ zuerst das Einverständnis der Kunden einholen würde. PKZ sagt dazu, man habe die Kunden vorgängig über den Wechsel informiert und die Möglichkeit zum Widerspruch gegeben. Man spricht hier von «Opt out»: Kunden müssen aktiv werden, wenn sie sie einen Vertrag nicht wollen. Ein umstrittenes Vorgehen, das der Konsumentenschutz regelmässig kritisiert.
Was, wenn ich die Karte nicht will? PKZ versichert, man könne sich auch jetzt noch abmelden und die Karte vernichten. Auf die Teilnahme am Treueprogramm habe das keinen Einfluss. Es entfalle lediglich die Option «Zahlung auf Rechnung». PKZ schreibt, man bedauere, «dass der Systemwechsel bei einer sehr kleinen Gruppe von Kundinnen und Kunden zu Missverständnissen geführt hat».