Zum Inhalt springen

Gefährliche Panne Unfallrisiko bei Jeep wegen zu spätem Rückruf

Jeep weiss von einem Unfallrisiko wegen einer fehlerhaften Benzinpumpe. Und wartet trotzdem zwei Jahre mit dem Rückruf.

Das ist passiert: Bei zwei Schweizer Fahrern eines Jeep Grand Cherokee steigt im Sommer 2023 unabhängig voneinander mitten auf der Autobahn plötzlich der Motor aus. Einem davon, einem Berner Jeep-Fahrer, passierte es in den Ferien in Frankreich, mit Anhänger und Kindern im Auto. Das Ganze hätte mit einem Auffahrunfall übel enden können. Zum Glück kamen beide Betroffene mit dem Schrecken davon.

Wie kommt es zur gefährlichen Panne? Die Ursache ist ein fehlerhaftes Teil im Motor, die Kraftstoff-Hochdruckpumpe, welche Jeep ein Jahr nach diesen Vorfällen zurückruft. Wenn diese Pumpe ausfällt, kann das zu einem Benzinmangel führen und das Auto bleibt stehen. Die Reparatur kostet mehr als 10'000 Franken. Die beiden Jeep-Fahrer bezahlen den Schaden selbst, da ihre Jeep-Garantie bereits abgelaufen ist.

Der Rückruf: Im Sommer 2024 kommt ein Schreiben mit dem Titel «Wichtiger Sicherheitsrückruf». Die Benzinpumpe des Jeep Grand Cherokee könne vorzeitig versagen, das könne zu Auffahrunfällen führen. Die Betroffenen sollen das fehlerhafte Teil in der Garage kostenlos ersetzen lassen. Das Problem ist: Die beiden Jeep-Fahrer haben diese Pumpe schon ersetzt – auf eigene Kosten. Trotzdem hat der Schweizer Jeep-Vertriebspartner Astara kein Ohr dafür. Sie seien lediglich die Importeurin. An den Jeep-Mutterkonzern Stellantis in den USA kommen Betroffene nicht heran.

«Espresso» ist an Ihrer Meinung interessiert

Box aufklappen Box zuklappen

Riskierte Jeep Gesundheit und Leben von Kunden? In den USA vermeldete Jeep die fehlerhafte Benzinpumpe schon ein Jahr vor der Panne der beiden Schweizer. Das entdeckte einer der Betroffenen im Internet: «Jeep wusste seit Juni 2022, dass die Hochdruckpumpe einen Herstellerdefekt hat und ersetzt werden müsste.» Jeep habe mit dem Rückruf in Europa zwei Jahre gewartet und sei so das Risiko für Unfälle eingegangen, kritisiert der Berner Jeep-Fahrer: «Aber das ist Jeep scheinbar egal.»

Was sagt Jeep zur Kritik? Der Jeep-Mutterkonzern Stellantis reagiert nicht auf Anfragen des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso». Der Stellantis-Konzern, zu dem auch Fiat, Chrysler, Alfa Romeo oder Opel gehören, lässt zwei Fristen kommentarlos verstreichen. Gemäss Insidern gibt es noch viel mehr Betroffene. Es dürfte für Jeep also um Millionen gehen.

Was sagt die Schweizer Jeep-Vertreterin Astara? Sie sei eine selbständige und von Jeep unabhängige Importeurin. Astara habe grundsätzlich keinen Einfluss auf die Entscheidung, zu welchen Bedingungen ein Rückruf durchgeführt werde. Reparaturen, die vor einem Rückruf gemacht würden, «werden branchenüblich nicht erstattet», schreibt Astara. Bei einem Rückruf gehe es nicht um finanzielle Entschädigung, sondern darum, die Sicherheit des Fahrzeuges zu gewährleisten und Dritte zu schützen.

Weshalb wartete Jeep zwei Jahre mit dem Rückruf in Europa? Das habe organisatorische Gründe, schreibt Astara. 2022 habe Jeep den Rückruf in den USA vorangekündigt. Für den weltweiten Rückruf habe man zuerst genügend Ersatzteile organisieren müssen, das sei sehr komplex. Astara schreibt auch: Es seien keine Fälle bekannt, «bei denen Kundinnen und Kunden aufgrund der fehlerhaften Hochdruckpumpe gesundheitlichen Schaden genommen haben».

Espresso, 14.5.25, 8:10 Uhr

Meistgelesene Artikel