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Glukose-Messungen Warnung wegen fehlerhaften Blutzucker-Sensoren

Wer Diabetes hat, ist auf verlässliche Blutzuckermessungen angewiesen. Doch aktuell sorgen fehlerhafte Sensoren des US-Herstellers Abbott für Verunsicherung in der Schweiz. Wie gross ist das Risiko für die Betroffenen?

Was ist das Problem? Aktuell gibt es in der Schweiz und weltweit Berichte und Warnungen wegen fehlerhafter Sensoren des US-Konzerns Abbott. Diese zeigen zu niedrige Blutzuckerwerte an. Das Problem: Betroffene könnten fälschlicherweise von einer Unterzuckerung ausgehen und unnötig Kohlenhydrate zu sich nehmen oder ihre Insulinmengen falsch anpassen. Am 24. November 2025 verschickte Abbott Sicherheitsmitteilungen an Kundinnen und Kunden sowie an Diabetologinnen und Diabetologen, Vertriebspartner und Händler in der Schweiz.

Welche Sensoren sind betroffen? Es geht um bestimmte Chargen der Modelle Freestyle Libre 3 und Freestyle Libre 3 Plus von Abbott. Davon wurden Tausende in die Schweiz geliefert.

So prüfen Sie, ob Ihre Blutzuckersensoren betroffen sind:

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  • Gehen Sie auf die Website freestylecheck.com.
  • Wählen Sie Ihr Land aus und geben Sie dann die Chargen-Nummer des Sensors ein.
  • Betroffene Sensoren können Sie kostenlos bei Diabetesschweiz austauschen.

«Es ist wichtig, dass Betroffene ihre Sensoren überprüfen, um auf Nummer sicher zu gehen», rät Tania Weng-Bornholt, Kommunikationsverantwortliche von Diabetesschweiz.

Könnten falsche Werte gefährlich sein? Tania Weng-Bornholt, Kommunikationsverantwortliche von Diabetesschweiz, sagt: «Falsche Werte können zu unnötigen Schwankungen beim Blutzucker führen, sind aber normalerweise nicht akut gefährlich.» Dies bestätigt auf Anfrage Eleonora Seelig, Stellvertretende Chefärztin der Diabetologie am Unispital Basel – mit einer wichtigen Einschränkung: Wer einen Sensor zusammen mit einer modernen Insulinpumpe nutzt, kann durch falsche Werte in akute Gefahr geraten. Solche Pumpen passen die Insulinabgabe automatisch an die Sensorwerte an. Liegt der Sensorwert zu niedrig, kann die Pumpe die Insulinzufuhr reduzieren oder sogar stoppen, was bei Typ-1-Diabetikern zu einer gefährlichen Ketoazidose (Stoffwechselübersäuerung) führen kann.

Was ist ein Blutzucker-Sensor?

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Ein Blutzucker-Sensor ist ein kleines Gerät, das am Oberarm getragen wird. Es misst kontinuierlich den Blutzucker. Die Werte werden automatisch an ein Lesegerät oder Smartphone übertragen. Dadurch müssen sich Betroffene nicht ständig in den Finger stechen, um ihre Blutzuckerwerte zu kennen. Sie haben ihre Werte jederzeit im Blick und können so ihre Insulintherapie steuern.

Was können Betroffene tun? Vermuten Diabetikerinnen und Diabetiker, dass die vom Sensor gemessenen Werte falsch sind, rät Abbott : «Überprüfen Sie die Messung, indem Sie mit einem Blutzuckergerät einen Blutzuckertest an der Fingerbeere durchführen.» Solche Kontrollmessungen empfehlen auch Diabetesschweiz und die Diabetologie des Unispitals Basel.

Wie viele Menschen sind in Schweiz betroffen? Genaue Zahlen darüber, wie viele Diabetikerinnen und Diabetiker von fehlerhaften Messwerten ihrer Sensoren betroffen sind, liegen nicht vor. Laut Diabetesschweiz sind jedoch deutlich mehr Meldungen als üblich über falsche Messungen eingegangen. Bisher habe sie keine Berichte über ernsthafte Zwischenfälle erhalten, bei denen jemand ins Spital musste oder gar verstorben ist, so Tania Weng-Bornholt.

Wie sieht es international aus? Gemäss Medienberichten wurden die fehlerhaften Sensoren millionenfach ausgeliefert. Weltweit hat Abbott knapp 750 schwerwiegende Zwischenfälle und sieben Todesfälle im Zusammenhang mit fehlerhaften Sensoren gemeldet. In der Schweiz wurden keine Todesfälle gemeldet. Bereits im September und Oktober 2025 waren erste Vorfälle auf der offiziellen Webseite der US-Gesundheitsbehörde veröffentlicht worden. Auffällig ist, dass auf der Website von Abbott kein Hinweis auf die fehlerhaften Produkte zu finden ist.

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Radio SRF 1, Espresso, 5.12.2025, 8:10 Uhr

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