Darum geht es: Am Welt-Diabetes-Kongress in Bangkok hat der internationale Diabetesverband (IDF) Mitte April die Erkrankung offiziell um eine weitere Form erweitert: Diabetes Typ 5. Schätzungen zufolge sind weltweit, vor allem in Regionen wie Asien und Afrika, zwischen 20 und 25 Millionen Menschen von Typ-5-Diabetes betroffen, wie das IDF in einer Mitteilung schreibt.
Ursachen für Typ-5-Diabetes: Die genauen Ursachen seien noch nicht ganz geklärt, sagt Philipp Schütz, Chefarzt Endokrinologie, Diabetes und Metabolismus am Kantonsspital Aarau. Man wisse aber, dass diese Diabetesform eng mit der Mangelernährung zusammenhänge. «Bei Personen, die in frühen Jahren mangelernährt waren, gibt es wahrscheinlich eine gewisse Störung in der Entwicklung der Bauchspeicheldrüse», so Schütz. Daraus ergebe sich diese Diabetesform.
Entdeckung der neuen Diabetesform: Obwohl Typ-5-Diabetes schon seit über 70 Jahren beobachtet wird, wurde er in der globalen Gesundheitsdiskussion weitgehend übersehen, wie das IDF schreibt. Die Krankheit wurde erstmals Mitte des 20. Jahrhunderts festgestellt und oft fälschlicherweise als Typ-1- oder Typ-2-Diabetes eingestuft. «Die Anerkennung von Typ-5-Diabetes markiert einen historischen Wandel in der Art und Weise, wie wir Diabetes weltweit angehen», sagt IDF-Präsident Peter Schwarz in der Mitteilung. Heute versuche man, Diabetes spezifisch zu behandeln, sagt Philipp Schütz. «Beim Typ-5-Diabetes müssen wir uns Gedanken machen, wie wir diesen Patienten die beste Behandlung geben können, damit sie optimal therapiert sind.»
Diabetesformen in der Schweiz: Dem Bundesamt für Gesundheit BAG zufolge leiden in der Schweiz schätzungsweise rund eine halbe Million Menschen an den verschiedenen Formen von Diabetes. Diabetes Typ 1, früher auch als insulinabhängiges oder juveniles Diabetes bezeichnet, ist eine Autoimmunerkrankung und tritt häufiger bei Kindern und jungen Erwachsenen auf. Der Diabetes Typ 2, früher auch Altersdiabetes genannt, wird begünstigt durch Erbfaktoren, Bewegungsmangel und Übergewicht. Laut BAG tritt diese Form bei 90 Prozent der Betroffenen auf, Diabetes Typ 1 bei 10 Prozent. «Beim Diabetes Typ 5 haben wir noch nicht so viele Erfahrungen und keine eigenen Daten aus der Schweiz», so Schütz. Es werde spannend sein, zu sehen, wie häufig diese Form dann im Spital tatsächlich erscheine.
Risiko einer falschen Diagnose: Laut Philipp Schütz ist die Wahrscheinlichkeit einer falschen Diagnose sehr häufig, zum Beispiel bei Altersdiabetes. «Gerade bei älteren Patienten wissen wir, dass der Typ-1-Diabetes deutlich häufiger ist.» Wenn dieser jedoch nicht richtig erkannt werde, dann werden diese Patienten falsch therapiert. «Mit diesem Typ-5-Diabetes haben wir auch das Risiko, dass Patientinnen, die vielleicht früher einmal übergewichtig waren, aber in der Jugend Mangelernährungsprobleme hatten, eigentlich falsch klassifiziert werden und man ihnen dadurch keine optimale Therapie gibt.»
Künftige neue Diabetestypen: Die Medizin werde in Zukunft immer besser, sagt Schütz. «Und wir realisieren, dass sich verschiedene Diabetesformen bezüglich der Therapie unterscheiden – ob man diesen eine Nummer oder Unterklassifizierung gibt, das wird man sehen.» In Zukunft möchte man eine personalisierte Behandlung, ähnlich, wie sie bei der Krebsbehandlung bereits gemacht werde.