Sie sind nur wenige Zentimeter klein und wirken meist unscheinbar. Doch im Ernstfall können sogenannte Schlüsseltresore viel bewirken. In den Edelstahlrohren an Fassaden lagern Schlüssel für die Feuerwehr, welche so einfach ins Haus gelangt.
Dies verschaffe den Einsatzkräften wertvolle Zeit, sagt Res Bühler von der Feuerwehr Spiez: «Jeder weiss, dass er seine Haustür mit einem Schlüssel in nur wenigen Sekunden öffnen kann.» Müsse die Feuerwehr eine verschlossene Tür hingegen aufbrechen, könne dies unter Umständen bis zu einer halben Stunde dauern.
Die Einsatzkräfte in Spiez sind nicht nur bei Bränden im Einsatz, sondern auch bei medizinischen Notfällen. Oder sie öffnen der Polizei die Tür, wenn jemand vermisst wird. Gerade in solchen Situationen zahlt sich ein Schlüsseltresor laut Bühler aus, weil keine Türen beschädigt werden. Diese kosten rasch tausende Franken und mehr.
Besorgte Mieter beruhigen
Für Besitzer von Häusern ohne spezielle Brandschutzanforderungen ist ein solcher Schlüsseltresor freiwillig. Sie können darin beispielsweise sogenannte Passepartout-Schlüssel lagern. Mit diesen hat die Feuerwehr im Notfall auch Zugang zu den Wohnungen.
In einem grösseren Mehrfamilienhaus in Spiez wurde dies so umgesetzt. Im Gebäude hat es 2023 nach einer Sanierung gebrannt. «Die Mieterinnen und Mieter waren verunsichert», sagt Bauleiter Hans Peter Bühlmann. Als Massnahme habe man deshalb unter anderem einen Tresor mit einem Passepartout-Schlüssel installiert.
Feuerwehren hoffen auf mehr Schlüsseltresore
Im Schlüsseltresor können die Eigentümer mehrere Schlüssel hinterlegen. Bauleiter Bühlmann hat deshalb vorgeschlagen, dass zwei weitere Liegenschaften in der Nähe den Tresor nutzen. Die Stockwerkeigentümer hätten jedoch abgelehnt: «Sie hielten es nicht für notwendig», sagt Bühlmann.
Eine SRF-Umfrage bei verschiedenen Feuerwehren von Städten wie Aarau oder Solothurn zeigt: Noch nutzen eher wenige Hausbesitzerinnen und -besitzer das System für Passepartout-Schlüssel. Meist seien Hauswartschlüssel hinterlegt, mit denen die Feuerwehr im Notfall schnell ins Haus und in Technikräume komme.
Schweizweite Zahlen, wie verbreitet Schlüsseltresore sind, gibt es nicht. Verschiedene Feuerwehren wie etwa jene der Stadt Luzern schreiben jedoch, sie würden es begrüssen, wenn das System noch bekannter wäre.
Fehlalarm in der Tiefgarage
Verbreitet sind solche Schlüsseltresore heute bei Bauten mit Brandmeldeanlagen, wie es sie beispielsweise in Altersheimen, Hotels oder grossen Tiefgaragen gibt. Hier müssen die Rettungskräfte laut der Organisation Feuerwehr Koordination Schweiz dank eines passenden Systems Zugang haben.
Bei einer Tiefgarage mit rund 120 Plätzen in Spiez ist deshalb ein Schlüsseltresor installiert. Im Alarmfall kann die Feuerwehr die Garage- und Gebäudetüren rasch öffnen. «Zum Glück handelt es sich bei solchen Brandmeldeanlagen aber häufig nur um einen Fehlalarm», sagt Feuerwehrkommandant Martin Scherz. Dennoch: Müsste die Feuerwehr bei jedem solchen Einsatz Türen aufbrechen, wäre dies rasch kostspielig.
Im Ernstfall können die Einsatzkräfte zudem dank hinterlegter Schlüssel rasch grösseren Schaden verhindern. Auch die Feuerwehr Spiez hofft deshalb, dass sich Schlüsseltresore weiter verbreiten – und Vermieterinnen und Vermieter sie auch bei kleineren Einstellhallen installieren.