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Paketfalle «Eine Frechheit»: Ominöse Firma zockt 81-Jährige ab

Die Webinar Academy bietet Kurse zu Diäten und Talismanen an. Und sie scheint mit unerwünschtem Versand Kasse zu machen.

Worum geht es? Die Firma Webinar Academy verkauft ihren Kundinnen und Kunden Online-Seminare. Die Kurse sollen bei Potenzstörungen oder Übergewicht helfen. In anderen Webinaren geht es um Glücksmünzen, Kryptowährungen oder die angeblich magische Kraft des Mondes. Doch die Firma bietet nicht nur höchst fragwürdige Seminare an. Sie scheint Leuten Pakete zuzuschicken, welche diese laut eigenen Aussagen nie bestellt haben. Dafür kassiere die Firma Geld ein, sagt eine 81-jährige Betroffene.

Was hat die Seniorin erlebt? Ende März erhält sie eine Abholungseinladung der Post für ein Paket. Die Luzernerin vermutet, es handle sich um eine von ihr bestellte Brille. Am Schalter heisst es, das Paket koste 300 Franken. Der Absender habe es per Nachnahme verschickt – bei diesem Service der Post bezahlen Kundinnen und Kunden, wenn sie das Päckchen entgegennehmen. Die Rentnerin denkt sich im Einkaufsstress nichts Böses: «Ich war unter Druck und hinter mir warteten noch andere Kundinnen und Kunden», sagt sie. Also überprüft sie den Absender nicht und bezahlt. Doch zu Hause folgt das böse Erwachen.

Was war in dem Paket? Als die Rentnerin das Päckchen öffnet, findet sie darin keine Brille. Sondern eine Software zum Sprachen lernen. Der Absender: Webinar Academy. Weder dieser Firmenname noch das Produkt ist der Frau ein Begriff. Deshalb schickt sie das Paket umgehend zurück und schreibt dazu, sie hätte die Ware nie bestellt und wolle die 300 Franken zurück. Doch die Webinar Academy pfeift auf eine Rückerstattung. Die Kundin habe den Vertrag nicht innerhalb von 14 Tagen wiederrufen. Wie bitte? Sie habe das nie bestellte Paket innert drei Tagen retourniert, sagt die Seniorin: «Diese Firma setzt auf ein unsauberes Geschäftsgebaren. Das ist eine Frechheit.»

Die Angebote der Website
Legende: Die Website der Webinar Academy wirkt unseriös: Sie setzt auf ominöse Angebote. Ein Impressum mit Kontaktangaben fehlt. Stattdessen zeigt sie hervorragende Bewertung angeblicher Kundinnen und Kunden. SRF / Luca Fuchs

Was sagt die Webinar Academy? Eine erste Frist zur Stellungnahme lässt die Firma verstreichen. Auf eine zweite Anfrage von SRF antwortet sie so, als handle es sich um eine Kundenbeschwerde. Erst bei der dritten Mail des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso» gibt die Firma eine Stellungnahme ab. Ihr Team arbeite im Auftrag eines Vertragspartners. Details zur Bestellung seien aufgrund «vertraglicher Beschränkungen» nicht möglich. Sie würden Bedenken aber ernst nehmen und hätten den Fall umfassend untersucht. Die betreffende Bestellung sei jedoch ordnungsgemäss bearbeitet worden.

«Espresso» ist an Ihrer Meinung interessiert

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Gibt es andere Betroffene? Ja, bei der Stiftung für Konsumentenschutz hat sich ein weiterer Betroffener über die Webinar Academy beschwert. Sie schickte ihm per Nachnahme eine ayurvedische Brille für 220 Franken zu. In Online-Bewertungen schreiben weitere Personen, sie hätten bei der Firma nie etwas bestellt. Dennoch hätten sie Pakete erhalten, welche sie leider bei der Entgegennahme bezahlt hätten.

Handelt es sich um eine häufige Masche? Laut verschiedenen Kantonspolizeien und der Post gibt es keine Häufung solcher Betrugsfälle. Doch in unseren Nachbarländern scheinen Gauner öfter auf die Paketfalle zu setzen: Konsumentenschützer in Deutschland warnten zur Weihnachtszeit vor dieser Masche per Nachnahme. Und auch die Polizei in Österreich informierte bereits darüber. Deshalb der Tipp: Seien Sie bei nicht bestellten Sendungen misstrauisch und nehmen Sie diese nicht entgegen.

Wurden Sie Opfer eines solchen Tricks?

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  • Melden Sie dies der Schweizerischen Post im Contact Center (0848 888 888). So kann diese möglichst viele Fälle identifizieren und ihre Mitarbeitenden sensibilisieren.
  • Machen Sie eine Beschwerde beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco). Und erstatten Sie bei der Polizei Anzeige.

Espresso, 22.7.2025, 8:10 Uhr

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