Beim Aufräumen ist einem Mann ein Universal-Stecker in die Finger gekommen. Vor Jahren hatte er diesen einmal auf dem Flughafen in Dubai gekauft und seither nie benutzt. Also bietet er den Adapter für zwei Franken auf der Verkaufsplattform Ricardo an.
Auktion beendet und dicke Post vom ESTI
Kurze Zeit später teilt Ricardo dem Verkäufer in einer Mail mit, die Auktion sei beendet worden, nachdem das Eidgenössische Starkstrominspektorat ESTI interveniert hatte. «Es hiess, der Adapter sei brandgefährdet. Selbstverständlich habe ich das Teil sofort in die Entsorgung gebracht», erzählt der Verkäufer im SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». Für ihn sei der Fall damit erledigt gewesen.
Doch kurze Zeit später flattert ein eingeschriebener Brief vom ESTI ins Haus. Eine Verfügung, welche den Verkäufer auffordert, einen Rückruf zu starten und Massnahmen zu ergreifen, damit keine Gefahr mehr von diesen Adaptern ausgehen könne.
Für den Aufwand verlangt die Behörde 1550 Franken. Sollte er die Gebühr nicht begleichen und die Massnahmen umsetzen, droht eine Busse von 5000 Franken.
ESTI gibt Fehler zu
Weil die Verfügung nicht an die Privatadresse des Ricardo-Verkäufers gegangen ist sondern an seine Firmenadresse, schaltete er seinen Anwalt ein. Dieser habe ihm geraten, die Rechnung umgehend zu begleichen. Und verfasst eine Stellungnahme zuhanden der Behörde. Auch «Espresso» liegt das Schreiben vor.
Daraus wird klar, dass der Ricardo-Verkäufer als Privatperson einen einzigen Adapter verkaufen wollte und diesen sofort entsorgen liess, sobald ihn Ricardo auf die Gefahr aufmerksam gemacht hatte. Aus diesem Grund seien keine weiteren Massnahmen nötig.
«Espresso» wendet sich an das Eidgenössische Starkstrominspektorat und erhält die Nachricht, dass es «im vorliegenden Fall zu einer unrichtigen Erfassung des Sachverhalts» gekommen sei. Die Verfügung habe keine Gültigkeit mehr. «Es handelt sich dabei um einen Einzelfall, der nicht dem üblichen Vorgehen des ESTI entspricht.»
Stichproben auf Verkaufsplattformen
Das ESTI führt regelmässig Sicherheitskontrollen auf Verkaufsplattformen wie Ricardo, Tutti und Co. durch. Wenn es sich um Angebote von Privatpersonen handle, folge im Normalfall keine Verfügung. Meist reiche eine Beanstandung. Wenn der Verkäufer das Angebot lösche und entsprechende Massnahmen ergreife, brauche es keine weiteren Schritte. Die Intervention ist in diesem Fall kostenlos.
Auch wenn das ESTI auf den vorliegenden Fall nicht im Detail eingehen will, scheint klar, dass bei der Überprüfung fälschlicherweise von einem gewerbsmässigen Vertrieb von solchen Adaptern ausgegangen wurde. Das ESTI bestätigt gegenüber SRF, man sei vor allem an den «grossen Fischen» interessiert.