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«Espresso-Aha!»: Nüsse in Engadiner Nusstorte kommen aus Ausland
Aus Espresso vom 19.10.2020. Bild: srf
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«Espresso-Aha!» Nüsse in Engadiner Nusstorte kommen aus dem Ausland

Im Engadin gibt es keine Nussbäume. Woher kommen dann die Nüsse in der Nusstorte? Viele sind aus Übersee.

Es gibt tatsächlich keine Nussbäume im Engadin. Zu kalt und frostig ist das Klima auf 1000 bis 1800 Meter über Meer. «Nussbäume haben es gerne sonnig und warm. Vor allem Frost im Frühling, wenn sie bereits ausgetrieben haben, vertragen sie schlecht», sagt Johannes Janggen, Präsident des Walnuss-Kompetenz-Zentrums im bündnerischen Malans.

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Darum verwenden die Konditoreien im Engadin Baumnüsse aus dem Ausland. Vor allem Nüsse aus Kalifornien sind hoch im Kurs, aber auch solche aus Chile oder aus Osteuropa. Eine Konditorei in Chur hat aktuell aber auch eine Nusstorte mit Bünder Nüssen im Angebot, erzählt Janggen. Da die Schweizer Nüsse einiges teurer sind als die aus dem Ausland, kostet auch die Nusstorte etwas mehr.

Rezept legte weiten Weg zurück

Nun stellt sich die Frage, wie konnte sich die Engadiner Nusstorte zu einer einheimischen Spezialität entwickeln, obwohl es im Engadin gar keine Nüsse gibt? Recherchen des verstorbenen Engadiner Historikers Dolf Kaiser und Gaudenz Zimmermann – ebenfalls gebürtiger Engadiner – ergaben, dass das Rezept der Nusstorte wohl auf die «Tarte aux noix du Perigord» zurückgehen.

In der französischen Region Périgord in der Nähe von Toulouse gibt es viele Nussbäume. Die französische Version hatte allerdings keinen Deckel und war darum nicht lange haltbar, erzählt Gaudenz Zimmermann: «Die Engadiner sind bekannt dafür, Lebensmittel haltbar zu machen. So machten sie es auch mit der Nusstorte.»

Nusstorte auch in Frankreich eine Erfolgsgeschichte

Viele Engadiner wanderten im 17. bis 19. Jahrhundert nach Italien oder Frankreich aus, weil sie im Engadin kein Auskommen fanden. Sie machten sich als Zuckerbäcker einen Namen.

Auch Vorfahren von Dolf Kaiser wanderten nach Toulouse aus und gründeten dort die Konditorei Heinz&Tester. Deren Verkaufsschlager: «Specialité de gateaux aux noix». Das ist quasi die Mutter der heutigen Nusstorte. Das Rezept hatten die Vorfahren bereits 1881 aus dem Engadin mitgebracht. Woher sie wiederum das Rezept hatten, bleibt jedoch weiterhin ein Rätsel.

Espresso, 19.10.2020, 08:13 Uhr

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