Dass die ZSC Lions eines der talentiertesten Teams von ganz Europa sind, ist unbestritten. Der amtierende Schweizer Meister und Champions-League-Champion vereint in der Regel defensive Stabilität mit offensivem Spektakel. Wenn der «Zett» sein Tempo-Eishockey aufs Eis bringt, hat der Gegner – egal von welchem Kaliber er ist – meist das Nachsehen.
Wer sich am Dienstagabend das Spiel Lugano – ZSC Lions anschaute, sah bei der Zürcher Mannschaft indes keine dieser Qualitäten. Es war vor allem in den ersten beiden Dritteln ein blutleerer Auftritt, der die Fans kopfschüttelnd zurückliess. Oder wie es der Tages-Anzeiger formulierte: ein Debakel, eine Nicht-Leistung. «Die Zürcher haben in Lugano für einen Tiefpunkt gesorgt, den man diesem Team kaum zutrauen würde», schreibt der «Tagi».
Klare Worte von Bayer
Auch ZSC-Trainer Marco Bayer konnte und wollte die Performance seiner Schützlinge nicht schönreden und wählte deutliche Worte. «Die ersten 40 Minuten waren desaströs. Das Zweikampfverhalten war gar nicht gut. Ein solches Gesicht habe ich bei meiner Mannschaft noch nie gesehen», sagte der Coach, der die Lions im Frühling zum Double geführt hatte, und fügte an: «Das war gar nicht ‹Züri-like›. So stelle ich mir meine Mannschaft nicht vor.»
Die Lage für Bayer an der Bande der Lions ist ungemütlich. Das 1:5 in Lugano war bereits die 7. Pflichtspiel-Niederlage der Zürcher in Serie. In der Liga steht man bei 5 Pleiten am Stück. Dazu kommen 2 Niederlagen in der Champions Hockey League, wo man sich nur mit Ach und Krach auf Rang 15 für die Achtelfinals qualifizieren konnte.
Wie weiter bei den Lions?
Die Entwicklung seines Teams konnte Bayer nicht gefallen. Hatte am Freitag beim 2:3 n.P. gegen Zug einzig der überragende Leonardo Genoni einen ZSC-Sieg verhindert und war man 24 Stunden später gegen die Überflieger aus Davos ebenfalls noch einigermassen nahe an einem Punktgewinn gewesen, war dies in Lugano nicht mehr der Fall.
Ich gebe Tag für Tag mein Bestes. Alles andere müssen andere entscheiden.
Nach defensiven Unzulänglichkeiten stand das Schlussresultat bereits nach 29 Minuten fest. Da war es ein schwacher Trost, dass Bayer im letzten Drittel eine Mannschaft gesehen hat, die «einigermassen Charakter gezeigt und sich etwas aufgelehnt hat». Ein wirkliches Aufbäumen um jeden Preis war es aber nicht.
Wie geht es jetzt weiter bei den Lions? Bislang hat die ZSC-Führung einen möglichen Trainerwechsel kategorisch abgelehnt. Doch die Pleite in Lugano könnte etwas verändert haben. Bayers Double-Kredit scheint langsam aufgebraucht. «Ich gebe Tag für Tag mein Bestes. Alles andere müssen andere entscheiden», sagt der Trainer.