Nach vier langen Jahren des Wartens ist die Begeisterung im und um den EHC Kloten gross. Der ehemalige Spitzenklub kann nach dem Aufstieg wieder auf der höchsten Bühne der Schweiz mitspielen. Doch auch wenn bei den Klotener Hauptakteuren ebenfalls Vorfreude herrscht, drücken sie auf die Euphorie-Bremse.
«Unsere Fans und wir sind in den letzten vier Jahren auch realistisch geworden. Wir wissen, was uns dieses Jahr erwartet», sagt Steve Kellenberger. Der 35-Jährige ist einer von nur zwei Spielern, der schon 2018 beim Abstieg im Kader stand. «Damals sagte ich, dass ich noch einmal mit Kloten in der National League spielen will. Dieses Ziel werde ich nun erreichen», so der Rekordspieler des Klubs.
Einfach wird es für den Aufsteiger – das sah man zuletzt bei Ajoie mit nur 9 Siegen aus 51 Partien – aber nicht werden. Trainer Jeff Tomlinson weiss: «Es wird ein Riesenschritt von der Swiss League in die National League, das ist ein ganz anderes Spiel.» Sein Team müsse, wie er es nennt, ein «more mature» Eishockey spielen; also ein reiferes Eishockey.
«Wir haben keine andere Wahl, als bereit zu sein für diese Challenge. Wir werden fast jeden Abend der Underdog sein, aber wollen unser Bestes geben», so Tomlinson. Kurz nach dem Aufstieg war nicht klar, ob der Deutsch-Kanadier weiterhin an der Bande stehen würde. Zunächst hiess es, er müsse aus gesundheitlichen Gründen kürzertreten. Der 52-Jährige kämpft mit einem schweren Nierenleiden.
«Durchwachsene» Vorbereitung
Doch Tomlinson scheint es glücklicherweise gut zu gehen, damit war der Fall für Sportchef Patrik Bärtschi schnell klar: «Jeff ist unser Mann. Er hat uns zum Aufstieg geführt und geniesst eine hohe Akzeptanz im Team.» Auch der Trainer sagt: «Es ist die beste Lösung für den Klub, die Spieler und für mich.»
Die Vorbereitung bezeichnet Tomlinson nur als «durchwachsen». Man sei zwar auf dem richtigen Weg, doch es liege noch viel Arbeit vor der Mannschaft. Er betont, dass es diese Saison nur als Kollektiv einen Weg gebe. «Gemeinsam als Team und mit den Fans. Es wird gute Zeiten und schlechte Zeiten geben, es wird alle brauchen.» Sportchef Bärtschi spricht von Herzblut und Bescheidenheit – aber dass man doch für die eine oder andere Überraschung sorgen wolle.
Zufrieden ist man mit den neuen Ausländern. Allein mit dem schwedischen Verteidiger Lucas Ekestahl-Jonsson (vom Champions-Hockey-League-Sieger Rögle gekommen) und dem finnischen Goalie Juha Metsola (vom KHL-Team Salawat Ufa, Abwehrquote von 93,1 Prozent) verstärkte sich der Klub markant.
Metsola wollte eigentlich in der KHL in Russland bleiben, nach Kriegsbeginn entschied er sich für einen Wechsel. «Übers Schweizer Eishockey wusste ich davor eigentlich nichts, ich habe nie eine Partie gesehen», gibt der 33-Jährige zu. «Aber ich habe mit befreundeten Spielern gesprochen, hier wird gutes Hockey gespielt. Zudem passte die Schweiz auch für meine Familie.» Metsola dürfte vor dem bisherigen Goalie Sandro Zurkirchen die Nummer 1 werden.
Ihre Aufgaben erfüllen die neuen Ausländer und auch die Routiniers bislang gut, sowohl auf dem Eis als auch in der Garderobe: «Sie sollen Vorbild sein und auch zeigen, was es heisst Profi zu sein – beispielsweise im Kraftraum. Das konnten sie sehr gut umsetzen, es ging noch mal ein Ruck durch die Mannschaft», erzählt Sportchef Bärtschi.
Auch Tomlinson ist froh, dass die neuen Spieler ins Kollektiv passen – und dass die Saison am Freitag endlich startet: «Nach der wochenlangen Vorbereitung möchten die Jungs, dass es losgeht. Wir wollen herausfinden, wo Kloten in der National League hingehört.»