In der Anonymität des Geisterspiels in Lausanne durfte der SC Bern bis kurz vor Schluss auf das Erreichen der Playoffs hoffen. Lugano, gegen Ambri der Niederlage entgegensteuernd, schürte diesen Funken der Hoffnung. Er erlosch aber exakt 282 Sekunden vor Schluss mit Lausannes Siegtreffer zum 3:2. Bern verlor doch noch und verpasst somit zum ersten Mal seit 2014 die Playoffs.
Dieses Scheitern mag erstaunlich klingen, hat sich aber bereits früh in der Saison abgezeichnet.
Kapitel 1: Der Saisonstart
Stichwort Meisterblues: Dass der Saisonauftakt nach einem Meistertitel nicht einfach sein würde, war logisch. Hinzu kam, dass Leonardo Genoni den SCB verlassen hatte, auch das war bereits lange klar. Dennoch hat man bei den Bernern, vielleicht auch in der Euphorie des Titels, Anfang September keine Panik verspürt.
Mit Niklas Schlegel hatten die Mutzen Genoni allerdings durch einen Torhüter ersetzt, der weit unter den Erwartungen blieb, der dem Druck nicht standhielt. Hier geriet Sportchef Alex Chatelain ein erstes Mal ins Kreuzfeuer der Kritik.
Kapitel 2: Der Fall unter den Strich
Bereits früh zeichnete sich ab: Der Meister hat spielerisch Probleme. 5 Niederlagen in Serie waren ausschlaggebend dafür, dass sich Bern bereits nach 9 Runden ein erstes Mal unter dem Strich wiederfand. Man stempelte es als Zwischentief ab. Den Mutzen fehlte es an Effizienz, an Toren, an Tempo – und auch an Breite.
Bern reagierte, schob Schlegel nach Lugano ab und verpflichtete Torhüter Tomi Karhunen. Dieser entwickelte sich zwar zum statistisch besten Torhüter der Liga, vermochte aber auch nicht in allen Spielen restlos zu überzeugen. Unnötige Niederlagen gegen Gegner wie Ambri und die Lakers setzten zu, sorgten dafür, dass Bern sich nie vom Trennstrich absetzen konnte.
Kapitel 3: Das Ausländerproblem
Wie und ob Mark Arcobellos im Oktober angekündigter Abschied auf nächste Saison hin zu Lugano im mentalen Bereich des SCB eine Rolle spielte, bleibt unklar. Der Amerikaner hat sich zwar zum zweitbesten Liga-Skorer der Saison gemausert, konnte das sinkende Schiff aber (zusammen mit den anderen Leitwölfen wie Simon Moser, Tristan Scherwey oder Eric Blum) auch nicht über Wasser halten.
Und Arcobello war der einzige ausländische Feldspieler, der überzeugte. Andrew Ebbett, Jan Mursak und besonders Andrew MacDonald wurden den Ansprüchen der Berner nicht gerecht. Auch hier hätte Sportchef Chatelain durchaus früher reagieren können – und müssen.
Kapitel 4: Die Trainerentlassung
Im Oktober noch hatten die Berner den Vertrag mit Kari Jalonen verlängert. Drei Monate später – 10 Runden vor Ende der Qualifikation – zog man in der Bundesstadt die Reissleine, die Entlassung des Finnen war Tatsache und das Defensiv-Hockey wurde durch Hans Kossmanns Druckspiel mit Fokus auf Forechecking ersetzt.
Aber auch der geübte Krisen-Coach konnte das Ruder nicht mehr herumreissen, das Bild änderte sich beispielsweise bei der Niederlage in Lausanne nur bedingt.
Ein hausgemachtes Torhüter-Problem, ein «Zwischentief» im Oktober, das auf das Selbstvertrauen schlug, ein Trainerwechsel – und eine fehlende Konstanz. So war die «Mission Titelverteidigung» des grossen SC Bern bereits früh zum Scheitern verurteilt.
Resultate & Tabellen
Sendebezug: SRF 1, sportaktuell, 29.02.20, 22:10 Uhr