Nach den Meisterjahren 2021 und 2022 scheiterten die Zuger in den letzten beiden Saisons jeweils in den Halbfinals, in diesem Frühjahr mit 0:4-Siegen gegen die ZSC Lions. Wie chancenlos sie gegen den späteren Meister waren, gab ihnen zu denken. «Das Resultat (Halbfinal) ist das eine, das andere ist die Art und Weise, wie wir spielten», sagt Sportchef Reto Kläy im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA . «Wir haben unseren Glanz verloren.»
Dass die Mannschaft ihr immenses Potenzial in der vergangenen Saison zu wenig abrufen konnte, führt das langjährige Zuger Aushängeschild Lino Martschini darauf zurück, dass sie überall ein paar Prozent nachgelassen hätten. «Zum einen war es eine mentale Geschichte. Wir waren zu wenig robust, hatten zu wenig den Fokus, um jeden Tag als Mannschaft besser zusammenzuwachsen», sprach der begnadete Torschütze Klartext. «Auch auf dem Eis waren wir zu wenig konsequent. Dadurch gelang es uns nie, den Flow zu holen, den wir gerne gehabt hätten.»
Grösser und breiter aufgestellt
Zudem beklagten die Zuger am Ende der Saison viele Verletzte, vor allem in der Verteidigung, was mit ein Grund war, dass es im Februar acht Niederlagen in Serie absetzte. Als Folge davon ist das Team nun breiter aufgestellt. So startet der EVZ mit sieben Ausländern in die Saison, drei Verteidigern und vier Stürmern.
Auffallend ist, dass dem Kader viel Grösse und Härte hinzugefügt wurde. Fünf der sechs verpflichteten Feldspieler sind 1,88 m und grösser. «Eines unserer Ziele war, eine Mannschaft hinzubekommen, gegen die es schwieriger zu spielen ist», sagt Trainer Dan Tangnes, der seine 7. Saison als Headcoach der Zuger in Angriff nimmt.
Inwiefern hat sich der 45-jährige Norweger in der Zeit beim EVZ weiterentwickelt? «Die Philosophie ist mehr oder weniger die Gleiche, aber wie ich das Team führe, hat sich geändert.» In der vergangenen Saison habe er zu viel Verantwortung übernommen, das sei eine seiner Erkenntnisse. «Ich habe viel gelernt, auch über mich selber.»
Knallharte Diskussionen
Die grössere Breite im Team ist in den Trainings und neben dem Eis zu spüren. «Wir pushen uns gegenseitig, es ist im Training fast härter als im Spiel, und so soll es sein», sagt Martschini. Überhaupt hätten sie nach der Saison in aller Deutlichkeit diskutiert und die Mängel angesprochen. «So sind Details wieder wichtiger geworden, banale Sachen wie die Bussenliste oder wie wir daherkommen. Diesbezüglich sind wir nun wieder knallhart, denn das war es, was uns zuvor stark gemacht hat. Wir werden mit einem anderen Gesicht auftreten, wollen gradliniger und einfacher spielen. Dank der grösseren Robustheit gewinnen wir hoffentlich mehr Duelle, sind dadurch mehr am Puck und können mehr Chancen kreieren.»
Das Ziel für nächste Saison lautet Meistertitel. Tangnes: «Mit unserem Team kann es kein anderes geben, im Wissen, dass die Liga grosse Fortschritte gemacht hat, es keinen einfachen Abend mehr gibt.» Er erinnert an Genève-Servette, das nach dem Gewinn der Champions Hockey League die Playoffs der National League verpasst hat. Für Kläy geht es auch darum, den verlorenen Glanz zurückzugewinnen. Die Gegner der in der Vorbereitung noch ungeschlagenen Zuger sind also gewarnt.