Am Dienstagabend steht bereits Spiel 4 der Serie Bern - Biel an, kommentieren wird Claude Jaggi (ab 19:45 Uhr, live auf SRF zwei). Im Interview gibt der Seeländer Einblick in seine Tätigkeit. Er spricht über Marathon-Matches, Laufstile und seine Bieler Herkunft.
SRF Sport: Wie bereitest du dich auf einen Einsatz als Playoff-Kommentator vor?
Claude Jaggi: Das Ziel vor dem Spiel wäre eigentlich, alles zu wissen. Das ist der Anspruch. Das heisst, die Spieler-Dossiers auswendig zu kennen, alle anderen Spiele der Teams gesehen und alle Medienberichte gelesen zu haben.
Gegen Ende musste ich mich extrem zusammennehmen, um die Konzentration aufrecht zu erhalten.
Auch wenn du alle Spieler kennst: Wie erkennst du sie dann mit Helm und bei diesem Tempo?
Die meisten erkenne ich bereits am Laufstil. Zudem habe ich alle Nummern auswendig gelernt. Auch die Blöcke helfen bei der Orientierung, weil du immer weisst, wer mit wem auf dem Eis stehen sollte.
Die 5 Overtimes von Bern waren kein Zufall.
Du hast das Rekord-Spiel zwischen Genf und Bern kommentiert, bis weit nach Mitternacht. Wie war das?
Das war schon happig. Gegen Ende musste ich mich extrem zusammennehmen, um die Konzentration aufrecht zu erhalten. Das Wichtigste ist, nicht in einen Hungerast zu geraten. Bei mir helfen da Biberli, Bananen und Energy-Drinks.
Was hältst du von der neuen Regelung, in den Playoffs keine Penaltys mehr zu schiessen und die Matches auszuspielen?
Sportlich ist das richtig. Penaltys, das ist nicht mehr Hockey, das ist eine andere Disziplin. Das Problem sind die Nebenwirkungen: Die Zuschauer müssen teilweise mit den ÖV nach Hause kommen, müssen tags darauf wieder ihren Jobs nachgehen. Das muss man auch ernst nehmen.
Es kann sogar sein, dass ich mit den Bieler Spielern manchmal etwas härter ins Gericht gehe.
Bern musste in diesen Playoffs bereits 5 Mal in die Overtime. Zufall?
Das ist definitiv kein Zufall. Es lief auch in fast all diesen Spielen gleich ab: Bern ging mit 2 Toren in Führung und verpasste es dann, diesen Vorsprung zu verwalten. Der Anschlusstreffer gab dem Gegner jeweils zusätzlichen Auftrieb – man sagt nicht umsonst, dass ein 2:0 der gefährlichste Vorsprung im Hockey ist. Die 3:0-Führung aus dem letzten Spiel hat dann ja auch gereicht.
Wie ist es, als Bieler Spiele des EHCB zu kommentieren? Kannst du das völlig ausblenden?
Problemlos. Das gehört zu meinem Job und ist für mich selbstverständlich. Wenn ich kommentiere, gehe ich auf eine andere Ebene, schalte in den Kommentator-Modus. Dann bevorzuge ich niemanden – es kann sogar sein, dass ich mit den Bielern manchmal eher härter ins Gericht gehe, weil ich sie etwas besser kenne.
Das Gespräch führte Tobias Wüst.
Resultate
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 30.03.2019, 19:45 Uhr