Ausgerechnet gegen Mitfavorit Brasilien stehen «Les Bleues» nach der trostlosen Nullnummer gegen Jamaika unter Zugzwang. Trotzdem gehen sie gelassen in den WM-Vorrundenkracher. «Auf dem Weg zu einem WM-Titel wird es immer Höhen und Tiefen geben», sagte Mittelfeldspielerin Amel Majri und fügte an: «Wir wissen, dass wir keine Wahl haben. Wir müssen von Anfang an Vollgas geben.»
Viele Mannschaften, die mit einem Paukenschlag in einen Wettbewerb starten, schaffen es nicht bis zum Ende.
Denn bei einer Niederlage wäre der Gruppensieg weg und das komplette Vorrundenaus möglich. Als Gruppenzweiter würde ein K.o.-Duell mit Deutschland drohen.
Trainer Hervé Renard konnte sich einen Seitenhieb auf den kommenden Rivalen nicht verkneifen: «Viele Mannschaften, die mit einem Paukenschlag in einen Wettbewerb starten, schaffen es nicht bis zum Ende. Wir müssen auf Kurs bleiben, ich habe Vertrauen in diese Mannschaft.»
Der 54-Jährige kann gegen die «Seleçao» wohl wieder auf seine Namensvetterin Wendie Renard zurückgreifen. Die Spielführerin und Abwehrchefin hatte wegen Wadenproblemen zu Wochenbeginn eine dreitägige Trainingspause einlegen müssen.
Statistisch stehen die Vorzeichen gut: Frankreich verlor keines seiner bislang 11 Duelle mit Brasilien, bei der Heim-WM 2019 gab es im Achtelfinal einen 2:1-Sieg nach Verlängerung.
Gelingt Brasilien die verspätete Revanche?
Nach dem 4:0-Auftaktsieg gegen Panama liegt Brasilien an der Spitze der Gruppe F und kann mit weiteren drei Punkten die Qualifikation für die K.o.-Runde perfekt machen. Nun kommt es also zur Wiederholung des WM-Achtelfinals von vor vier Jahren, der bei den Brasilianerinnen in schmerzhafter Erinnerung geblieben ist.
«Es war eine bittere Niederlage», so Mittelfeldspielerin Luana, die damals nicht zum Einsatz kam. Doch die 30-Jährige fügt an: «Die Niederlage hat uns gelehrt, auf Details und ihre besten Spielerinnen zu achten.»
Trainerin Pia Sundhage lobte die glänzende Leistung ihrer Mannschaft im Startspiel, forderte aber, gegen Frankreich noch mehr zu zeigen. «Wir agieren teils noch zu verspielt, spielen zu viele Pässe. Manchmal muss ich meine Spielerinnen daran erinnern, dass das Toreschiessen auch ziemlich cool ist», so die 63-jährige Schwedin.
Bei sämtlichen letzten sechs Weltmeisterschaften hat Brasilien die K.-o.-Runde erreicht. Den Pokal konnte die «Seleçao» aber noch nie gewinnen, 2007 wurde sie Vizeweltmeister.
