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«Classique» in der Ligue 1 Paris SG gibt die Drama-Bühne an Olympique Marseille ab

PSG – OM ist das grösste Spiel im französischen Klubfussball. Doch Marseille kämpft derzeit vor allem mit sich selber.

Fankurve von Olympique Marseille.
Legende: Sind unzufrieden mit der Entwicklung im Klub Fans von Olympique Marseille. Reuters/Eric Gaillard

Neymar, Messi, Mbappé: Über Paris Saint-Germain gab es in den letzten Jahren quasi täglich Skandälchen, Transfergerüchte oder Provokationen zu berichten. In der letzten Woche hat aber Erzrivale Olympique Marseille den Hauptstädtern den Rang als «Drama-Queen» abgelaufen:

  • Sonntag: Marseille trennt sich zuhause nach einem enttäuschenden Auftritt von Toulouse mit 0:0.
  • Montag: Ein Meeting zwischen Klubführung und Fan-Vertretern verläuft laut Medienberichten turbulent: Die Fans bemängeln die häufigen Wechsel im Staff, die Abgänge von Leistungsträgern wie Dimitri Payet und Alexis Sanchez sowie angebliche Vetternwirtschaft im Ausbildungszentrum auf Kosten von Nachwuchstalenten. Laut Klubführung drohen einige Fans mit einem «Krieg» gegen die aktuelle Leitung.
  • Mittwoch: Trainer Marcelino muss gehen. Grund sind die Zerwürfnisse im Klub.
  • Donnerstag: Eigentümer Frank McCourt und Präsident Pablo Longoria beklagen ein auf «Angst» basierendes System rund um den Klub und fordern einen «kollektiven Aufbruch» für einen «tiefgreifenden Wandel». Am Abend erkämpft sich «OM» in der Europa League bei Ajax nach 0:2- und 2:3-Rückstand noch einen Punkt.
  • Freitag: Longoria bekräftigt, dass er im Amt bleibe – was auf einen Teil der Führungsriege nicht zutreffen dürfte.

«In stürmischen Zeiten zusammenhalten»

Nun reist Marseille am Sonntag ausgerechnet zum kapitalen Spiel gegen PSG nach Paris, mit Interimscoach Jacques «Pancho» Abardonado an der Seitenlinie. Auf Spielerseite haben die Turbulenzen in der Teppichetage offenbar eine Gegenreaktion ausgelöst. «Wir mussten zusammenhalten, gerade jetzt, wo es so stürmisch ist», sagte Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang nach der Europa-League-Partie.

Paris Saint-Germain will den Gegner deshalb nicht unterschätzen. Die Situation im Klub beeinträchtige Marseilles Spieler nicht, sagte PSG-Coach Luis Enrique. «Sie haben in der Ligue 1 noch nicht verloren. Es ist eine sehr gute Mannschaft.» Dazu komme, dass sich gegen PSG jeder Gegner mehr Mühe gebe.

Realismus in Paris

Anders als Marseille hat Paris SG eine erstaunlich ruhige Phase hinter sich, obwohl die gewohnte Dominanz in der Meisterschaft weg ist. Vor dem «Classique» liegt PSG nur auf Rang 5, hat aber mit dem 2:0 über Dortmund einen souveränen Start in die Champions League hingelegt.

Nach dem vergeblichen Bemühen, mit eingekauften Superstars die «Königsklasse» zu gewinnen, ist bei den «Rouges et Bleus» ein Realismus eingekehrt. Letzter Aufreger war das Sommertheater um eine mögliche Vertragsverlängerung von Kylian Mbappé bis 2025. Nun ist klar, dass der Stürmerstar, der in 5 Saisonspielen schon 8 Tore erzielt hat, nur bis zum kommenden Juni bleibt.

Derweil ist der Tonfall zwischen Klubführung und den Fangruppen, die noch letzte Saison wiederholt vor dem Hauptsitz demonstrierten, milder geworden. Und Coach Luis Enrique dürfte etwas mehr Zeit gewährt werden, ein eingespieltes Team und einen attraktiven Fussball aufzubauen – auch wenn der Spanier sagt: «Man wird mich entlassen, wenn die Ergebnisse zu lange auf sich warten lassen.» Sollte PSG gegen Marseille verlieren, könnte es mit der Ruhe in Paris bald vorbei sein.

Resultate

SRF zwei, Champions League – Highlights, 19.09.2023, 23:00 Uhr ; 

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