Cristiano Ronaldo war nur der Anfang. Immer mehr grosse Namen des europäischen Fussballs zieht es nach Saudi-Arabien. Inzwischen sind es aber nicht nur Spieler jenseits der 30 wie Ronaldo, Karim Benzema oder N'Golo Kanté, die in der Wüste Verträge mit astronomischen Gehältern unterschreiben. Mit Ruben Neves konnte zuletzt ein 26-Jähriger den finanziellen Verlockungen nicht widerstehen.
Das Ziel Saudi-Arabiens ist klar: Dank vieler Weltklassespieler soll die heimische Liga zu einer der besten der Welt werden. Gleichzeitig soll der Einfluss des Königreiches im globalen Sport vergrössert werden.
Vorwurf der «Sportwäsche»
Der staatliche Public Investment Fonds (PIF) hat eine Mehrheitsbeteiligung an vier Topklubs des Landes übernommen, darunter Al-Ittihad und Al-Nassr. Der Fonds ist rund 700 Milliarden Dollar schwer und hat bereits die Übernahme des Premier-League-Klubs Newcastle und den Start der umstrittenen LIV Golf Tour, die mit der PGA Tour fusioniert, unterstützt.
Der PIF wird als «Katalysator der Vision 2030» bezeichnet, einem weitreichenden Plan zur Umstrukturierung der Wirtschaft Saudi-Arabiens. Die Konzentration auf den Sport hat zu Vorwürfen der Sportwäsche geführt – ein Versuch, das schlechte Image des Landes angesichts der problematischen Menschenrechtslage durch die Anwesenheit grosser Stars aufzupolieren.
Attraktive Lösung für Premier-League-Klubs
Gerade für englische Spitzenklubs wird es aufgrund der hohen Gehälter, die sie zahlen, immer schwieriger, unerwünschte Spieler loszuwerden. Nur wenige europäische Klubs können mit den in England angebotenen Verträgen mithalten. So konnten bisweilen Spieler nicht verkauft, sondern nur ausgeliehen werden. Für saudische Klubs sind die Beträge kein Problem.
Die Premier League sollte ein sofortiges Embargo für Transfers nach Saudi-Arabien verhängen, um sicherzustellen, dass die Integrität des Fussballs nicht beschädigt wird
Alleine von Chelsea werden nach Kanté auch Hakim Ziyech, Kalidou Koulibaly und Edouard Mendy mit einem Wechsel nach Saudi-Arabien in Verbindung gebracht. Diese potenziellen Deals haben aufgrund einer angeblichen Verbindung zwischen PIF und der privaten Investmentfirma Clearlake Capital, die Teil des Konsortiums war, das letztes Jahr den FC Chelsea gekauft hat, Fragen aufgeworfen.
So werden immer mehr kritische Stimmen laut. «Die Premier League sollte ein sofortiges Embargo für Transfers nach Saudi-Arabien verhängen, um sicherzustellen, dass die Integrität des Fussballs nicht beschädigt wird», sagte beispielsweise Fussball-Experte Gary Neville der BBC. «Die Angemessenheit der Transaktionen sollte überprüft werden.»