Bayerns Sportvorstand Hasan Salihamidzic hatte am Samstag bei der offiziellen Vorstellung von Thomas Tuchel als neuem Trainer sichtlich Mühe, die Trennung von Julian Nagelsmann zu begründen. «Ich weiss, es ist keine populäre Entscheidung», sagte er vor den Medien.
Dieser Eindruck bestätigte sich nach dem 2:0 der deutschen Nationalmannschaft im Test gegen Peru. Mit Leon Goretzka und Joshua Kimmich drückten zwei Führungsspieler in ihren Reaktionen nicht gerade Begeisterung aus.
Goretzka, der sich zuvor in den sozialen Medien emotional von Nagelsmann verabschiedet hatte, erklärte nach dem Spiel: «Wahrscheinlich habe ich ihn häufiger gesehen als meine Familie. Ein Schock. Trotzdem müssen wir auf unsere Klubverantwortlichen vertrauen.»
Kimmich vom Wechsel «überrascht»
Angesprochen auf eine Äusserung von Salihamidzic, wonach es Risse zwischen Trainer und Mannschaft gegeben habe, sagte Goretzka: «Ich wäre doof, wenn ich meinem Chef widersprechen würde. Ich persönlich hatte aber keine Probleme mit Julian.»
Auch Kimmich widersprach der Theorie, der freigestellte Nagelsmann sei am fehlenden Rückhalt der Mannschaft gescheitert. «Ich kann sagen, dass der Trainer nicht die Kabine verloren hat», betonte der DFB-Captain.
«Ich habe schon ein paar Trainerwechsel mitgemacht», führte Kimmich aus. «Es war nicht so, dass sich das intern angedeutet hat, weil die Spieler irgendwie unzufrieden gewesen wären.» Ihn habe der Trainerwechsel von Nagelsmann zu Tuchel daher «überrascht».
Hartes Geschäft Fussball
Seine zuvor im ZDF geäusserte Kritik («wenig Liebe, wenig Herz») habe sich nicht auf die Bayern-Bosse bezogen, ergänzte Kimmich. Er habe aber bereits «am eigenen Leib erfahren» müssen, dass im «Geschäft» Profifussball für die echte Zuneigung «wenig Platz» sei.
Die Vorstellung seines neuen Trainers Tuchel am Samstagmittag hat Kimmich nicht mitverfolgt. Dass Nagelsmann gehen musste, lastet er auch sich und seinen Kollegen an: «Hätten wir unsere Leistung gebracht und unsere Spiele gewonnen, hätte man den Trainer nicht entlassen müssen. Das bedeutet, dass wir Spieler versagt haben.»
Tuchel trifft in seinem ersten Spiel als Bayern-Trainer am kommenden Samstag gleich auf Ex-Klub Dortmund, das mit einem Punkt Vorsprung die Bundesliga-Tabelle anführt.