Wie ein Sieger sah Cristiano Ronaldo nicht aus. Mit verkniffener Miene verliess der Superstar den Rasen im Old Trafford nach dem 2:1-Sieg von Manchester United gegen Liverpool. Denn fast das ganze Spiel schmorte der 37-Jährige, der den Klub gerne verlassen will, am Montagabend auf der Bank – quasi Majestätsbeleidigung.
Während der Partie starrte der fünfmalige Weltfussballer oft ins Leere, während sich seine Teamkollegen auch mal unterhielten – Ronaldo wirkte isoliert. Erst in der 86. Minute wurde er eingewechselt.
Ten Hag: «Du musst gegen sie pressen»
Im letzten Premier-League-Spiel hatte der Stürmerstar noch in der Startelf gestanden und bei Brentford 0:4 verloren. Im ersten Ligaduell beim 1:2 gegen Brighton wurde Ronaldo eingewechselt und kam auf 37 Minuten Einsatzzeit.
United-Coach Erik ten Hag hatte für die Ausbootung Ronaldos eine einfache Erklärung: die Taktik gegen Liverpool. «Du musst gegen sie pressen. Das muss man im Block machen», sagte der 52-jährige Niederländer. Ronaldo gilt nicht als Pressingmaschine, arbeitet nur wenig nach hinten.
Wie geht es mit Maguire weiter?
«Die Mentalität und der Teamspirit heute Abend waren hervorragend», ergänzte ten Hag, der neben Ronaldo auch Captain Harry Maguire, Luke Shaw und Fred auf die Bank verbannt hatte.
Der bei den Fans in Ungnade gefallene Maguire hatte in der letzten Saison immer gespielt, wenn er nicht verletzt oder wegen einer Sperre gefehlt hatte. Seine Nichtberücksichtigung ist ein weiterer Tabubruch des neuen niederländischen Übungsleiters.
Zerknirschter Ronaldo bedankt sich
Das Risiko ten Hags wurde belohnt, Manchester spielte wie ausgewechselt. Liverpool stand aufgrund des hohen Pressings mächtig unter Druck und zeigte nur selten seine gefürchteten Umschaltmomente.
«Gut gemacht Manchester United. Danke für die Unterstützung Old Trafford», schrieb Ronaldo auf Instagram. Allein sein verbissener Gesichtsausdruck auf dem Bild passte so gar nicht dazu. Ronaldo will unbedingt weg, ein Abnehmer für den Grossverdiener findet sich immer noch nicht.
Carragher bekommt eine Abfuhr
Auch vor dem Spiel sorgte Ronaldo für eine spezielle Szene. Beim Aufwärmen lief er an die Seitenlinie, wo das Sky-Expertenteam mit den ehemaligen Profis Jamie Carragher, Gary Neville und Roy Keane redete. Ronaldo ignorierte Carragher komplett und verweigerte sogar den Handschlag, während er die beiden Ex-Captains Neville und Keane mit einem Lächeln begrüsste und herzlich umarmte.
Liverpool-Legende Carragher hatte zuletzt Ronaldos Wechselabsichten während der laufenden Transferperiode kritisiert. «Nettes Gespräch mit dir, wie ich finde», witzelte Moderator David Jones. «Er hat mich komplett ignoriert», antwortete Carragher, worauf Jones unter grossem Gelächter entgegnete: «Genau, wie es die meisten Leute tun.»