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Wo ist das Financial Fairplay? So erzaubert sich PSG die Millionen-Mbappés

Der neue PSG-Vertrag von Kylian Mbappé sorgte für Wirbel, nun drohen Konsequenzen. Doch die Franzosen wissen sich zu helfen.

PSG-Präsident Nasser al-Khelaifi und Superstar Kylian Mbappé.
Legende: Es funkt (im Hintergrund) PSG-Präsident Nasser al-Khelaifi und Superstar Kylian Mbappé. Keystone/AP Photo/Michel Spingler

«Kylian, c'est Paris» skandieren die Pariser und animieren ihren Superstar in einem Twitter-Video auf die Dächer des Prinzenparks. Mbappé ist bei Paris Saint-Germain ein König – und wird dementsprechend fürstlich entlöhnt seit seiner letzten Vertragsverlängerung im Mai.

Verschiedene Medien sprechen von 50 Mio. Euro netto pro Jahr – womit er im Lohnwetteifern mit den Klubkollegen Lionel Messi und Neymar (ca. 40 Mio.) die Nase vorn hätte –, doch das ist nur die halbe Miete.

Mit exorbitanter Unterschrifts-Prämie, Abgeltung der Bildrechte und Boni dürfte sich das Jahresgehalt im Schnitt noch beinahe verdoppeln. Gar im soliden dreistelligen Bereich sehen es die Zähne knirschenden Spanier, die Mbappé gerne bei Real Madrid gesehen hätten. Obendrauf soll der Youngster gemäss der französischen Zeitung Le Parisien Mitspracherecht bei den zukünftigen PSG-Transfers erhalten.

Die genauen Zahlen und Konditionen kennen wohl nur die Beteiligten, sicher ist, dass die Gesamt-Lohnsumme bei PSG gegen die 700 Mio. geht und damit über einen Drittel aller Gehälter in der Ligue 1 ausmacht. Möglich machen solch gewaltige Summen die katarischen Besitzer um Präsident Nasser al-Khelaifi.

Frisierte Bücher und wenig Konsequenz

Wohl auch aus aktuellem Anlass (Mbappé) hat die spanische LaLiga am Mittwoch eine Beschwerde bei der Uefa eingereicht: PSG habe gegen das Financial Fairplay verstossen. Eine ähnliche Klage habe man im April bereits gegen Manchester City vorgelegt, teilte LaLiga mit.

Financial Fairplay, finanziell faires Spiel, oder besser ausgedeutscht: Ein Klub darf innerhalb einer 3-Jahres-Periode nicht mehr Geld ausgeben, als er einnimmt. Die Regelung wurde zwar kurz nach der Einführung 2011 wieder aufgeweicht, im Prinzip wäre oben genannter PSG-Gigantismus aber nicht ungestraft möglich.

So einfach ist es aber nicht:

  • Die katarischen PSG-Eigentümer sind gewitzt und haben das nötige Kleingeld, in die richtigen Finanz-Vasallen zu investieren. So weisen sie ihre Transferausgaben schrittweise in ihren Büchern aus, wie die NZZ schreibt, und umgehen Verstösse gegen die Uefa-Regelungen.
  • Der europäische Fussballverbund selber ist zu wenig konsequent. So kamen genau PSG und ManCity trotz Zuwiderhandlungen in früheren Jahren mit milden Strafzahlungen, welche die Scheichs beider Klubs lächelnd durchwinkten, davon.

Zugute halten muss man der Uefa, dass sie zumindest im Fall von ManCity vor 2 Jahren das ganze durch- und bis vor den TAS gezogen hatte – dort aber den Kürzeren zog . Die «Citizens» hatten Geld aus Arabien als Sponsoring kaschiert, für den Gerichtshof war die Beweislage zu dürftig.

Dass ausgerechnet LaLiga in der «Causa PSG» interveniert, dürfte nicht nur mit Mbappé, sondern auch mit Messi zusammenhängen. Die spanische Liga ist in Sachen finanzieller Seriosität nämlich Vorreiter und hat neben dem Financial Fairplay ihren Klubs noch weitere Vorgaben auferlegt. Aufgrund derer konnte u.a. Barcelona im Sommer 2021 sein Urgestein Messi nicht mit einem besseren, dem Superstar würdigen Vertrag ausstatten und musste ihn in Richtung Paris ziehen lassen.

Dort rieb man sich die Hände – und dürfte das auch weiterhin tun. Das nicht eindeutig formulierte Regelwerk des Financial Fairplay wird wohl auch in Zukunft wenig Basis für harte Urteile bieten. Gemäss Branchenkennern ist das Uefa-Reglement sowieso längst gescheitert.

Sind Einnahmen gleich Einnahmen?

Erst Anfang April hat die Uefa neue Eckpfeiler für das Financial Fairplay definiert. Im Zuge dessen wurde das Reglement wenig vielversprechend umbenannt, und zwar in Financial Sustainability Regulations, also nachhaltig statt fair.

Die grösste Neuerung dürfte die Einschränkung der Personalkosten (Löhne, Transferaufwand, Provisionen) sein, die bald nur noch maximal 70% der Klubeinnahmen betragen dürfen. Doch zählt es als «Einnahme», wenn der Onkel etwas Kleingeld springen lässt für die Chilbi-Bahn? Oder eben der Investor für das Transfer-Karussell?

Radio SRF 3, 17.06.22, 15:15 Uhr ; 

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