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Avdullahu gibt SFV einen Korb Huggel: «Man muss Perspektiven aufzeigen können»

Hat der SFV zu wenig getan, um Leon Avdullahu zu halten? SRF-Nati-Experte Beni Huggel nimmt Stellung zum jüngsten Fall.

Mit Eman Kospo und Leon Avdullahu haben gleich zwei vielversprechende Schweizer Fussballer einen Verbandswechsel vollzogen. Avdullahu will künftig für den Kosovo auflaufen. In seiner Entwicklung ist der 21-jährige Mittelfeldmann, der kürzlich den Sprung von Basel zu Hoffenheim in die Bundesliga geschafft hat, noch etwas weiter als Kospo. Der 18-jährige Innenverteidiger wurde von Bosnien-Herzegowina abgeworben.

Ich finde es nicht gut, dass man sich noch umentscheiden kann.
Autor: Beni Huggel

Der Schweizer Fussballverband (SFV) muss sich nach der doppelten Abfuhr die Frage gefallen lassen, ob er sich genügend um die Nachwuchs-Internationalen bemüht hat. «Bei Spielern, die zwei Pässe haben, müsste man von Verbandsseite her etwas näher dran sein als bei den anderen. Das mag nicht fair erscheinen. Aber um die besten Talente halten zu können, muss man in Gesprächen die Perspektiven aufzeigen können», sagt Beni Huggel.

Spieler im Clinch – Fehler im System?

Dass – nicht zum ersten Mal – Spieler abwandern, die in der Schweiz ausgebildet wurden, sei «ein Grund zur Besorgnis. Es geht nicht um Schuldzuweisungen. Aber man muss genau analysieren, wie es dazu gekommen ist.»

Der SRF-Nati-Experte stellt fest, dass bei den betroffenen Spielern häufig eine innere Zerrissenheit da sei. «Es ist nicht so einfach. Aus dem Land der Eltern kommt auch ein gewisser Druck», sagt er. Für Huggel gibt es einen Fehler im System: «Ich finde es nicht gut, dass man sich noch umentscheiden kann. Eigentlich müsste sich ein Spieler ab dem 18. Geburtstag fix festlegen.»

Benjamin Huggel
Legende: Klare Worte von SRF-Experte Beni Huggel. Freshfocus/Toto Marti

Keine «Fünfer und Weggli»-Kultur mehr

Mit der Förderung Avdullahus hat der SFV auch viel Geld in einen potenziellen A-Nationalspieler investiert. Dafür erhält er nun nichts mehr zurück. Auch in dieser Beziehung gebe es Handlungsbedarf, meint Huggel. «Das müsste man mit den Eltern von Spielern, die das Potenzial für einen Nationenwechsel haben, zumindest von Anfang an ansprechen.»

Er regt an, die finanziellen Konditionen der Ausbildung vertraglich festzulegen, um später allenfalls Geld zurückfordern zu können. «Das würde auch das Commitment erhöhen, indem man sagt: ‹Es hat Konsequenzen, wenn du gehst, weil den Fünfer und das Weggli gibt es bei uns nicht.›»

Schliesslich macht Huggel auch noch weichere Faktoren geltend, die man für sich nutzen könnte. «Wir müssen halt einfach auch versuchen, diesen Leuten das Gefühl zu geben, dass sie willkommen sind – und nicht nur geduldet, wenn sie gute Leistungen bringen.»

Radio SRF 3, Morgenbulletin vom 26.08.2025, 06:30 Uhr ; 

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