«Es kann nicht mehr gross etwas passieren, wenn man realistisch ist», muss auch Albian Hajdari eingestehen. Der Verteidiger, der sich jüngst auf Kosten der Schweiz für den Kosovo entschieden hat, spricht den Kampf um das WM-Ticket zwischen den beiden Ländern an: Die Kosovaren bräuchten im abschliessenden Quali-Spiel einen Sieg mit sechs Toren Unterschied, um sich vor der Schweiz noch direkt für die Endrunde 2026 zu qualifizieren.
Aber: «Der Fussball schreibt seine eigenen Geschichten», meint Hajdari weiter. «Wir gehen mit der Einstellung ins Spiel, dass wir es noch drehen können.» Es wäre keine Schande, sollte dies nicht gelingen. Der Kosovo hat bereits eine hervorragende Kampagne hinter sich und das Ticket für die Playoffs erstmals überhaupt in der Tasche. So meint auch Trainer Franco Foda mit Stolz: «In dieser schwierigen Gruppe hätte niemand gedacht, dass wir einen Spieltag vor Schluss 10 Punkte haben.»
Hajdari: «So hätte ich das nicht erwartet ...»
Einen grossen Erfolgsfaktor verortet man im Kosovo bei den Fans. Die Nationalelf wird jeweils regelrecht getragen von den Rängen. «Ich habe immer gehört, dass es laut sein kann. Aber so hätte ich das nicht erwartet», schwärmt etwa Hajdari. «Gegen Slowenien (am Samstag, d. Red.) war es extrem.»
Allgemein machen die kosovarischen Anhänger auch in der Fremde gerne Lärm. Journalist Lutrim Islami von Klan Kosova sagt: «In Ljubljana waren mehr kosovarische als slowenische Fans. Das war auch der Fall in Schweden, und auch in der Schweiz in Basel waren sehr viele Kosovo-Fans im Stadion.» Foda ist ebenfalls beeindruckt: «Die Auswärtsspiele waren beinahe Heimspiele.»
Fast nicht zu bremsen ist die Fan-Euphorie jeweils im heimischen Fadil-Vokrri-Stadion. «Es herrscht eine besondere Energie in der Arena», beschreibt es Foda. «Seit ich Trainer bin, war jedes Spiel ausverkauft.» Und Hajdari meint im Hinblick auf Dienstag: «Ich will nicht wissen, was gegen die Schweiz abgehen wird.»
Der «Spielleser» und die «Maschine»
Der Kosovo ist fussball-technisch seit Jahren im Aufschwung. Die erstmalige Teilnahme an einer WM-Endrunde wäre die fast schon logische Folge einer starken Entwicklung. Speziell seit Foda die Zügel im Februar 2024 übernommen hat, «hat sich das Team nochmals entwickelt und gesteigert», sagt Journalist Islami.
Auch diverse Verbesserungen im Verband hätten das Nationalteam vorwärts gebracht, sagt Islami. Aufgrund der gestiegenen Attraktivität entschieden sich jüngst auch viele Doppelbürger für das Balkanland, dazu gehört neben Hajdari mit Leon Avdullahu ein weiterer «Ex-Schweizer».
Islami ist begeistert vom Duo: «Hajdari hat seit seinem ersten Spiel viel Qualität in unsere Abwehr gebracht. Er liest das Spiel sehr gut. Und Avdullahu ist einfach eine Maschine im Mittelfeld.»