Immer wieder steht der Schweizerische Fussballverband vor dem Problem, junge Talente, die sich zwischen Nationalmannschaften entscheiden können, für sich zu gewinnen. Im Fall von Ardon Jashari, der sich auch für den Kosovo, Nordmazedonien oder Albanien hätte entscheiden können, hat es geklappt.
Wir haben ihn gepflegt, begleitet und ihn zum Captain der U21 gemacht. Mehr Wertschätzung konnten wir ihm nicht geben.
Bei Leon Avdullahu, der von der U15 bis zur U21 das Schweizer Trikot trug, allerdings nicht. Das 21-jährige Talent entschied sich nach langem Ringen für den Kosovo, obwohl sich der Schweizer Verband intensiv um ihn bemüht hatte. Das unterstrich Nati-Trainer Murat Yakin noch einmal bei seinem Besuch im «Sportpanorama» am Sonntag.
Besuch in Hoffenheim hat nicht gefruchtet
«Wir standen seit Anfang Jahr mit ihm in Kontakt und haben ihm den sportlichen Weg aufgezeigt. Wir wollten es Schritt für Schritt angehen. Wir haben ihn gepflegt, begleitet und ihn zum Captain der U21 gemacht. Mehr Wertschätzung konnten wir ihm nicht geben», erklärt Yakin.
Kurz vor der Absage hat Yakin Avdullahu noch bei seinem neuen Verein in Hoffenheim besucht. «Wir haben schon im Gespräch mit ihm gemerkt, dass er nicht befreit ist und der Zug für uns wohl abgefahren ist.» Das Gefühl sollte Yakin nicht täuschen. Wenige Tage später gab Avdullahu seinen Entscheid pro Kosovo bekannt.
Der Verband muss seine Strategie ändern. Man muss solche Spieler viel früher für die A-Nati aufbieten und auch einsetzen. Auch wenn sie es aufgrund der Leistungen noch nicht verdient hätten.
Der Schweiz entgeht somit (einmal mehr) ein aufstrebendes Talent. Für SRF-Experte Benjamin Huggel ist aber klar, dass der Verband schon viel früher hätte reagieren sollen: «Der Verband muss seine Strategie ändern. Man muss solche Spieler viel früher für die A-Nati aufbieten und auch einsetzen. Auch wenn sie es aufgrund der Leistungen noch nicht verdient hätten.»
Was passiert mit Hajdari?
Nach Avdullahu könnte mit Albian Hajdari schon bald der nächste knifflige Fall auf den Verband zukommen. Der 22-Jährige wurde im letzten Herbst zwar für die Nations-League-Kampagne aufgeboten, kam dort aber nicht zum Einsatz. Auch hier findet Huggel klare Worte: «Es war ein Fehler, dass man ihn nicht eingesetzt hat. Man hätte ihn auf diesem Niveau testen und seine Zugehörigkeit für die Schweizer Nati sichern können.»
Avdullahu mit Debüt gegen die Schweiz?
So aber bleibt Hajdari, der im März im Testspiel gegen Luxemburg für die A-Nati debütiert hat, weiterhin die Wahl zwischen der Schweiz und dem Kosovo.
Zurück zu Avdullahu: Der Mittelfeldspieler könnte am Freitag in der WM-Qualifikation in Basel zu seinem Debüt für den Kosovo kommen – gegen die Schweiz und im Stadion seines letzten Arbeitgebers.