Mit dem Zusammenzug in La Manga beginnt das EURO-Jahr unter frühlingshaften Bedingungen. Zwar weht 1 Stunde südöstlich von Murcia ein zügiger Wind, die Temperaturen liegen trotzdem bei knapp 20 Grad – es ist eine passende Umgebung für das erste Treffen der Schweizer Nationalmannschaft im neuen Jahr.
Trotz der Qualifikation für die EM 2024 in Deutschland begleiteten Misstöne die Spiele der Nati, die aus den letzten 7 Quali-Partien nur jene gegen Andorra gewann. So haben Trainer Murat Yakin und sein Staff knapp 3 Monate vor dem EM-Start noch einige offene «Baustellen».
- Das verschwundene Selbstvertrauen
In den 4 Testspielen vor der EM geht es für Yakin primär darum, das angeknackste Selbstvertrauen seines Teams wieder aufzubauen. Denn so glänzen etwa die Säulen Yann Sommer (Inter Mailand), Manuel Akanji (ManCity) oder Granit Xhaka (Leverkusen) mit ihren Klubs Woche für Woche. Dagegen konnten sie im Kreise der Nati zuletzt oft nicht ihr ganzes Potenzial entfalten.
- Die (gelöste) Goalie-Frage
Ende letzten Jahres machte Yakin klar, dass Sommer an der EM zwischen den Pfosten stehen wird. Konkurrent Gregor Kobel, der bei seinem Klub Dortmund in dieser Saison glänzte, allerdings immer wieder mit Verletzungen kämpft, gehört indes die Zukunft. Spannend wird zu beobachten sein, wie sich der selbstbewusste Zürcher hinter Sommer einreiht.
- Die wacklige Verteidigung
Akanji und Fabian Schär gehören in der Premier League zur Crème de la Crème. Doch zusammen brillieren sie in der Nati nur selten. Vor allem beim 3:3 gegen Belarus sah das Duo mehrmals nicht gut aus. Findet Yakin doch noch eine Lösung, um die derzeit besten Schweizer Innenverteidiger gemeinsam spielen zu lassen?
- Das Thema Xhaka
Viel wird für die Nati im EURO-Jahr vom Captain abhängen, auf und neben dem Platz. Im Zentrum erobert Xhaka Bälle zurück und fädelt Angriffe genial ein – doch seine Position unter Yakin hat der Rekord-Nationalspieler (noch) nicht ganz gefunden. Bezeichnenderweise spielte die Nati unter Yakin dann am stärksten, als Xhaka im Herbst 2021 verletzt fehlte. Neben dem Feld holte der 31-Jährige im letzten Jahr zur Kritik gegen die Verantwortlichen und die Mannschaft aus.
- Shaqiris Rolle
Er ist der «Zauberwürfel», der Mann für die speziellen Aktionen. Doch der Einfluss von Xherdan Shaqiri auf das Spiel der Nati schwindet nicht erst seit dem Wechsel in die USA mehr und mehr. Gut möglich, dass sich der 32-Jährige bei der EURO mit der Rolle des «Superjokers» wird abfinden müssen.
- Der fehlende Stürmer
Wer schiesst an der EM die Tore für die Nati? Denn seitdem Haris Seferovic nicht mehr berücksichtigt wird, fehlt ein echter «Knipser». Prädestiniert dafür wäre Breel Embolo (63 Nati-Spiele/13 Tore), doch der Monaco-Stürmer laboriert noch an den Folgen seines Kreuzbandrisses; für ihn wird die EM-Teilnahme zum Wettlauf mit der Zeit. Die Postur fürs Zentrum hätte auch Noah Okafor (19/2 ). Shaqiri (119/29), Zeki Amdouni (11/6), Ruben Vargas (40/7), Dan Ndoye (7/0), Renato Steffen (38/4) und Neuling Dereck Kutesa sind andere Spielertypen.
- Der neue alte Assistent
Nach dem Abgang von Vincent Cavin ist zumindest bis nach der EURO Giorgio Contini neuer Assistent von Yakin. Contini als ehemaliger Stürmer könnte frischen Wind in die Offensivtaktik bringen, während sein Chef als ehemaliger Abwehrspieler die Defensivarbeit übernimmt. Bereits bei Luzern hat das Duo 2011/12 mit dem Einzug in den Cupfinal und Platz 2 gezeigt, dass es harmoniert.