Endlich hätte die Super League ihr gesamteuropäisches Alleinstellungsmerkmal: In keiner Liga unter Obhut der Uefa wird schliesslich ein nationaler Meister mittels Playoffs gekürt. Dennoch steht die Swiss Football League (SFL) mit dieser Idee offenbar alleine auf der Flur. Prominente Profiklubs wehren sich gegen die Playoffs und schlagen ein neues Modell vor.
Den Anfang machte vergangenen Donnerstag der FCZ. YB, Luzern und der FCSG zogen wenig später nach. Sie alle gaben die gleichen Gründe an: Fehlende sportliche Fairness, einen zu gewichtigen Faktor Zufall, potenzielle Einnahmeausfälle aufgrund einer reduzierten Anzahl Heimspiele sowie unzufriedene Fans.
Insbesondere der letzte Punkt wurde jüngst auch von der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen. Viele Fangruppen lancierten verschiedene Aktionen in den Schweizer Stadien. Die Kampagne «Playoffs Nein» wurde zudem innert drei Tagen von 30'000 Personen unterzeichnet – darunter diverse Schweizer (Sport-)Persönlichkeiten.
«Den Klubs fehlte die Rücksprache»
Eine von ihnen ist Mämä Sykora, Chefredaktor des Fussballmagazins «Zwölf». Für den Zürcher kommt der Widerstand von Seiten der Klubs spät – aber nicht überraschend. «Sie haben viele Gründe, um gegen die Playoffs zu sein», so der Fussballkenner, der damit die erwähnten Argumentarien meint. Sykora ist froh über die Einsicht, übt aber auch Kritik an den Klubpräsidenten, welche im Mai 2022 den Playoff-Modus verabschiedet hatten. «Es fehlte ihnen an der Rücksprache mit der breiten Basis.»
16 von 20 Profiklubs innerhalb der SFL stimmten damals für den Vorschlag, welche die Liga auf Basis einer niederländischen Beratungsfirma den Klubs präsentiert hatte. Ausgeglichener ging es hingegen zwei Jahre zuvor in der Abstimmung im April 2020 zu und her. Mitten in der Corona-Zeit wurde eine Aufstockung mit «schottischem Modus» mit 10:10-Stimmen und damit einer fehlenden Zweidrittelmehrheit verworfen.
Optimale Alternative oder Notlösung?
Nun scheint die einst von vielen Seiten angeprangerte Alternative aus Schottland plötzlich die Universallösung. Doch auch dieses Spielformat weist seine Tücken auf. Mit 38 Spielen (und Barrage) stehen die Akteure wie auch die Spielplangestalter angesichts des Schweizer Cups und der drei internationalen Wettbewerbe vor einer grossen Herausforderung, die wohl nur durch eine verkürzte Winterpause eingedämmt werden könnte.
Für die involvierten Parteien stellt sich an der Generalversammlung am 11. November die Frage, ob sie die schottische Variante (und damit die Fairness) gegenüber der Playoff-Variante (und damit der Spannung) bevorzugen. Ein Blick nach Schottland selbst zeigt, dass ein anderer Modus den Titelkampf nicht automatisch umkrempelt.
Aufgrund der speziellen Gegebenheit mit den zwei Fussball-Giganten Celtic und Rangers kam der Meister zuletzt in der Saison 1984/85 (Aberdeen) nicht aus Glasgow. Daran hat auch die Einführung des neuen Modus zur Jahrtausendwende nichts geändert. Selbst eine Playoff-Entscheidung, wie sie derzeit in der Super League unter den beiden stärksten Teams angedacht ist, würde auf der Insel die Glasgower Dominanz nicht durchbrechen.