Es gab Zeiten, da watschte YB den Stadtrivalen aus Zürich regelmässig und verlässlich mit 4:0 ab. So geschehen früh in der Saison 2018/19 im Nachgang der anhaltenden Euphorie um den 1. Meistertitel seit 32 Jahren. Die Folgesaison hielt das Standard-Resultate gleich dreimal (inklusive Cup-Achtelfinal) bereit – und beim 5. Sieg im 5. Duell erhöhte «Gelb-Schwarz» dieses gar auf ein 5:0.
Einmal «nur» ein 4:1 und zweimal wiederum ein 4:0 liessen die Hauptstädter gegen den FCZ in 3 von 4 Anläufen bis zum letzten Wiedersehen folgen. Dann kam es zum Bruch, verbunden mit dem Beginn einer neuen Hierarchie in der Fussball-Schweiz.
Man muss volle 8 Jahre zurückblättern
Denn das Team von Trainer André Breitenreiter landete Ende 2021 einen 1:0-Heimsieg . Es waren dies die ersten Punkte überhaupt nach zuvor 11 Meisterschafts-Pleiten de suite gegen die Berner und sogar der erste Sieg seit dem 3. August 2014. Seither marschiert der Spitzenreiter ungefährdet weiter und hat beruhigende 14 Punkte Vorsprung auf den Tabellendritten.
Ungeachtet der ersten Niederlage nach 167 Tagen vor Wochenfrist gegen St. Gallen (0:3) wollen die Zürcher selbstredend an den letzten Erfolg gegen YB anknüpfen. Dabei orientieren sie sich auch am 9. März 2014, als sie letztmals mit der vollen Ausbeute aus Bern abreisten (3:1 nach Rückstand). Seither kamen im Wankdorf nur einmal Glücksgefühle auf, als der FCZ im Cup-Final den Favoriten mit 2:1 düpierte.
Ein Auswärtssieg gegen die Young Boys wäre für den FCZ deshalb so etwas wie die Reifeprüfung. Die prestigeträchtige Zugabe gewissermassen für den Meistertitel, der ihm kaum mehr zu nehmen ist.
Wir liefern je einen Fakt, aus dem die Gäste Mut für ihr Vorhaben schöpfen können bzw. der ihnen in die Quere kommen könnte.
- YB und die Negativspirale: Der Titelhalter kommt weiter nur harzig durch die Rückrunde. Auch der Wechsel an der Seitenlinie hat mit dem 2:2 in Lausanne nicht den gewünschten Effekt gezeigt. Im Gegenteil: Der neu installierte Matteo Vanetta ist der erste YB-Trainer seit 2013 und Bernard Challandes, der zu Beginn seiner Amtszeit in der Super League nicht reüssieren konnte.
- YB und die Tormaschine: In der Super League erzielte «Gelb-Schwarz» gegen kein anderes Team so viele Tore (143) wie gegen den FCZ. Nach Sion (43) wurden die Zürcher am zweitmeisten bezwungen (39).
Und dann wäre da noch die andere Krone
Im Direktduell am Samstag dürfte YB nichts mehr an der Regentschaft des FC Zürich ändern können. Dagegen spielt namentlich Jordan Siebatcheu (17 Goals) noch um die Torjäger-Krone.
Der Sturmtank trifft dabei auf Herausforderer Assan Ceesay (14). Dank der aktuell besseren Chancenauswertung (30 vs. 26 Prozent) könnte der Gambier wenigstens in dieser Wertung nochmals Spannung erzeugen.