24 Tage nach dem dramatischen Saisonfinale in der Challenge League lancierte der FC Winterthur am Montag bereits die neue Spielzeit. Eine sehr spezielle Spielzeit, ist es für die Eulachstädter doch die erste in der höchsten Schweizer Spielklasse seit 37 Jahren.
Spass erst-, Schuften (noch) zweitrangig
Neue Gesichter wurden beim Trainingsauftakt auf der Schützenwiese nur Wenige gesichtet, diese waren aber umso prominenter. So wohnte Bruno Berner seiner ersten Einheit als Chefcoach eines Super-League-Klubs bei. «Es fühlt sich sehr gut an. Wir konnten viel gemeinsam lachen und haben sogar bereits etwas geschwitzt. Das ist fürs Erste das Wichtigste», meinte der 44-Jährige, der bei Winterthur die Nachfolge des nach Basel abgewanderten Alex Frei antritt.
Sein erstes Engagement im Oberhaus hat sich Berner sorgfältig ausgesucht. Dem ehemaligen Schweizer Internationalen hatte sich in jüngerer Vergangenheit schon die eine oder andere Tür zur Super League geöffnet, Berner aber verzichtete und wartete auf die für ihn richtige Chance. «Als Trainer ist Geduld sehr wichtig. Ich wollte keine überhasteten Entscheidungen treffen und habe mir Zeit gelassen in der eigenen Entwicklung.» Berners Credo: Nicht nur der Klub sucht den Trainer aus, sondern auch der Trainer sucht den Klub aus.
Lieber Jäger als Gejagter
Wirft man einen Blick auf die bisherigen Stationen des Winterthurer Übungsleiters kommt seine Wahl nicht von ungefähr. Bereits beim SC Kriens holte er mit überschaubaren Mitteln das Maximum aus der Mannschaft heraus. 2018 schaffte Berner mit den Luzernern den Aufstieg in die Challenge League, ehe er mit Kriens 3 Jahre in Serie erfolgreich die Klasse hielt.
Eine ähnliche Ausgangslage präsentiert sich Berner nun auch in Winterthur: «Mir gefällt die Rolle des Herausforderers. Wir haben nun 36 Spiele Zeit zu beweisen, dass wir in diese Liga gehören.»
Vertrauen in eigene Stärke
Während Winterthur bereits einige gewichtige Abgänge zu verzeichnen hatte – unter anderen verliess Stammgoalie Raphael Spiegel den Klub in Richtung Lausanne –, wartet man bei den Eulachstädtern noch auf Neuzugänge: «Wir lassen uns da noch etwas Zeit», so Berner zu möglichen Transfers.
Es ist damit zu rechnen, dass die Mannschaft in den kommenden Wochen punktuell noch verstärkt werden wird. Und doch: Der Kern des Teams dürfte zum Super-League-Auftakt am 16. Juli derselbe sein, der im Mai den Aufstieg sichergestellt hat. Die Zuversicht im Lager des Underdogs ist gross:
- Berner: «Unsere Qualität und die grosse Euphorie in der Region stimmen mich sehr positiv. Ich hoffe, dass wir diese Aufstiegs-Euphorie mitnehmen können.»
- Granit Lekaj: «Ich bin überzeugt, dass wir mit der Hilfe unserer Fans die nötigen Punkte holen werden, um die Klasse zu halten.»
- Roman Buess: «Wenn wir unseren tollen Teamgeist von letzter Saison behalten können, mache ich mir überhaupt keine Sorgen. Wir haben Qualität.»
Für Verteidiger-Patron Lekaj war der Aufstieg eine besondere Genugtuung. Der 32-Jährige hat weit über 300 Partien in der Challenge League auf dem Buckel, noch keine aber in der Super League. Das wird sich Mitte Juli mit grösster Wahrscheinlichkeit ändern. «Es war schon immer ein Traum von mir, irgendwann in der Super League zu spielen», erzählte der FCW-Captain.
Anders als Lekaj bringt Stürmer Buess bereits die Erfahrung aus 108 Super-League-Partien mit. Der gebürtige Basler kann es kaum erwarten, wieder im Oberhaus auf Torejagd zu gehen. «Die Vorfreude ist riesig. Genauso gross ist aber die Herausforderung, dessen sind wir uns bewusst.»