Die Europameisterschaft hat bewiesen, dass der Frauen-Fussball in der Schweiz grosses Potenzial hat. Fast jedes Spiel war ausverkauft, gegen 700'000 Tickets wurden abgesetzt, und bei SRF verfolgten 3,79 Millionen Leute das Turnier. Nun gilt es, dieses Potenzial in der Schweiz auszuschöpfen. «Das Publikum abholen», heisst es von Seiten des Schweizerischen Fussballverbandes.
Identifiziert hat man eine Zielgruppe, die mehrheitlich jung, weiblich und gutverdienend ist. Diese gilt es nun in die Stadien der Women's Super League zu bringen, die im letzten Jahr so gar nichts mit den begeisternden EM-Arenen gemeinsam hatten. Rund 600 Personen besuchten im Durchschnitt die Partien der besten Schweizer Frauen-Liga, die grösstenteils auf kleineren Sportplätzen stattfanden.
Der Start im St. Jakob-Park
Die Anzeichen vor dem Start der neuen Saison am Samstag sind positiv, hält Marion Daube, die beim Verband für den Frauen-Fussball zuständige Direktorin, fest. «Nun müssen wir daran arbeiten, die Liga noch sichtbarer zu machen. Den Schwung mitnehmen.» Eine verstärkte Präsenz in den sozialen und klassischen Medien sowie detailliertere Informationen zu den Spielerinnen und den Austragungsorten auf dem eigenen Portal sollen helfen, das Interesse hochzuhalten.
Die Klubs sind dazu verpflichtet, mindestens zwei Heimspiele in dieser Saison im grossen Stadion zu bestreiten, also dort, wo die Männer-Teams immer spielen. Der FC Basel eröffnet seine Saison am Samstag um 18:00 Uhr (live auf SRF zwei) gegen die Aarauerinnen im St. Jakob-Park und bietet dazu ein Rahmenprogramm. Auch YB mit einem Frauenfussballtag am 14. September oder Rapperswil-Jona mit der Saisoneröffnung am letzten Wochenende setzen Zeichen. «Wir können jetzt noch nicht erwarten, dass wir überall ausverkaufte Stadien haben. Aber man spürt die Energie und Bereitschaft der Klubs», so Daube.
Insgesamt ist unübersehbar, dass deutlich mehr unternommen wird, um den besten Frauenteams im Schweizer Fussball eine Plattform zu geben – sowohl bei den Klubs selber als auch bei den Medien, die intensiver über die Meisterschaft berichten werden. Auf diese Saison hin eingeführte Freitagsspiele sollen zudem für eine bessere Präsenz am TV sorgen.
Viele Abgänge bei YB, FCB und FCZ
Ganz ähnlich wie die Super League der Männer muss auch die Meisterschaft der Frauen mit der Konkurrenz der ausländischen Ligen zurecht kommen. Die besten Spielerinnen wandern rasch in bessere und höher dotierte Ligen ab. Von den 23 Schweizerinnen, die im Sommer die Herzen der Fans erobert haben, spielt mit der FCB-Mittelfeldakteurin Coumba Sow nur eine in der Women's Super League. Mit Naomi Luyet und Iman Beney verlor der Schweizer Meister YB Frauen zwei Schweizer Teenager an Hoffenheim beziehungsweise Manchester City.
Auch beim FC Basel, der für eine starke letzte Spielzeit nicht mit einem Titel belohnt wurde, und beim Cupsieger FC Zürich gab es zahlreiche Mutationen. Der Playoff-Finalist GC verlor mit Noemi Ivelj seine junge Schweizer EM-Teilnehmerin. Als Transfersieger gilt Servette Chênois, das sich mit ausländischen Spielerinnen verstärken konnte.