Weder in die Megametropole New York noch in die Olympiastädte Los Angeles oder Atlanta ist die erste US-Ausgabe (15. bis 24. Juli) der seit 1983 ausgetragenen Titelkämpfe in der Leichtathletik vergeben worden. Stattdessen ist das von wäldlicher Gegend geprägte Eugene Schauplatz des coronabedingt um ein Jahr verschobenen Showdowns.
Keine zufällige Wahl
Es seien auch «wirtschaftliche Gründe» gewesen, hatte der damalige Weltverbands-Präsident Lamine Diack im Sommer 2015 eingeräumt, nachdem die 175'000-Einwohner-Stadt im US-Bundesstaat Oregon den Zuschlag für die Leichtathletik-WM 2021 bekommen hatte. Dass die 18. Weltmeisterschaften in der mit Abstand kleinsten Stadt ihrer Geschichte Halt machen, lässt sich wie folgt erklären.
Eugene ist die Hauptstadt der US-Leichtathletik, das für die WM grundrenovierte Stadion «Hayward Field» auf dem Campus der University of Oregon ist regelmässig Schauplatz nationaler Meisterschaften sowie der Diamond League.
Hingegen problematisch: Eugene ist auch Gründungsort von Sportartikel-Hersteller Nike. Der Konzern soll mitverantwortlich dafür gewesen sein, dass die WM vor sieben Jahren unter dem mittlerweile verstorbenen Präsidenten Diack überraschend in den Westen der USA vergeben wurde. Überraschend deshalb, weil die Titelkämpfe vom Weltverband, der damals noch IAAF hiess, nicht einmal ausgeschrieben worden waren.
Profit überwiegt Imageschaden
Da sich der Senegalese als korrupt entpuppte, passte die Affäre, die später französische Strafermittler beschäftigte, ins Bild. Richtig pikant wurde sie aber, als die BBC den Mailverkehr zwischen der Nike-Zentrale und Eugenes Bewerbungschef veröffentlichte, in dem den WM-Aspiranten der förderliche Einsatz von World-Athletics-Chef Sebastian Coe versichert wurde.
Trotz allen Nebengeräuschen: Für die Marke im Zeichen der Siegesgöttin dürften die Weltmeisterschaft einen stattlichen Werbeeffekt haben – ein Grossteil der US-Spitzenathleten steht schliesslich im nahegelegenen Beaverton, wo das Hauptquartier liegt, unter Vertrag.