Es kommt nicht oft vor, dass eine Siebenkämpferin oder ein Zehnkämpfer in einer einzelnen Disziplin ein derart hohes Niveau erreicht, dass sie in einer Einzel-Disziplin gegen die Besten mit den Chancen auf eine WM-Medaille antreten. Doch bei zwei Schweizer Assen ist es der Fall. Simon Ehammer hat dies an der WM 2022 in Eugene mit WM-Bronze im Weitsprung bewiesen, Annik Kälin legte im vergangenen März mit Silber in der Sandgrube an der Hallen-EM und -WM nach. Die Voraussetzung: Die Fitness ist einwandfrei. Das war sie bei Kälin in der Weitsprung-Qualifikation offenkundig nicht.
Ehammer, Zehnkämpfer aus Leidenschaft und Weitspringer mit noch besseren Medaillenchancen in dieser Disziplin, freut sich schon lange auf die Möglichkeit in Tokio. Denn erstmals seit er 2022 an einem Grossanlass an der Weltspitze mitmischt, erlauben der Zeitplan und die körperliche Fitness überhaupt diesen Doppelstart.
Im Idealfall ist der Weitsprung vor dem Mehrkampf angesetzt und die Zeitspanne dazwischen gross genug. Bei Ehammer mit Weitsprung-Final am Mittwoch und Zehnkampf-Start am Samstag danach ist dies perfekt gelöst. Sein Ziel: In der Weitsprung-Quali am Montag rasch reüssieren, «ein Häkchen dahinter setzen und Energie sparen», so Ehammer.
«Ja, zwei Starts bringen Lockerheit. Aber es bleibt eine Herausforderung», erwähnt Ehammers Trainer Karl Wyler. «Wenn Simon an den Start geht, will er eine Medaille.» Es gehe um viel, die Spannung sei hoch.
Wo sind die Medaillenchancen höher?
Wyler teilt die gängige Meinung, wonach Ehammer im Weitsprung näher an der Medaille dran sei als im Zehnkampf, nur bedingt. «Die Chancen sind ausgeglichen. Für ein Weitsprung-Podest wird er keine persönliche Bestleistung brauchen, andererseits kann er im Zehnkampf den Schweizer Rekord (8575) klar verbessern.» Ab 8700 Punkten gehe es dann um Medaillen.