Zum Inhalt springen

Header

Inhalt

Kein Weltcup-Team in Sicht «Bankrotterklärung für den Schweizer Bobsport»

Da Clemens Bracher aufhört, fehlen dem Verband Weltcup-Piloten. SRF-Experte Christian Reich zeichnet ein düsteres Bild.

Radio SRF: Was zieht Clemens Brachers Rücktritt nach sich?

Christian Reich: Nach dem Rücktritt von Beat Hefti und Rico Peter ist es ein Schlag ins Genick für den Verband, dass auch Bracher aufhört. Er hätte als Einziger die Schweizer Fahne im Weltcup hochhalten können. Und nur dort ist das Fernsehen präsent und generiert Sponsorengelder.

Clemens Bracher hat die Notbremse gezogen.
Autor: Christian Reich Bob-Experte bei SRF

Wer tritt in Brachers Fussstapfen?

Aktuell ist kein Nachfolger in Sicht. Die jungen Schweizer müssen erst einmal die Grundlagen lernen. Talent ist vorhanden, doch das muss man abrufen können. Ein bis zwei Jahre wird es im Weltcup kein Schweizer Team geben.

Audio
«Bracher hat die Notbremse gezogen»
06:32 min
abspielen. Laufzeit 6 Minuten 32 Sekunden.

Was bedeutet das für den Schweizer Bobverband?

Zumindest kurzfristig ist das eine Bankrotterklärung für diesen Schweizer Traditionssport. Wie sich die Sponsoren des Verbands verhalten, wird sich zeigen. Lange folgte auf jeden Rücktritt eines Schweizer Aushängeschilds stets umgehend der nächste konkurrenzfähige Bobfahrer. Darauf hat sich der Verband verlassen. Jetzt muss er umdenken und Perspektiven liefern.

Was führte zur Krise?

Der Bobsport hat sich materialtechnisch stark weiterentwickelt. Hier muss man für die Weltspitze auf dem neusten Stand sein. Und das ist viel kostenintensiver als früher. Ich verstehe, dass Bracher mit seinen 31 Jahren nichts mehr riskieren wollte. Er hat einfach die Notbremse gezogen.

Das Gespräch führte Rachel Beroggi.

Nachwuchs-Chef bringt Michael Vogt ins Rennen

Box aufklappen Box zuklappen

«Michael Vogt erfüllt die Vorgaben, die zu einer Teilnahme am Weltcup berechtigen», stellt Christoph Langen, der Chef Nachwuchs des schweizerischen Bobverbandes, klar. Weiter sagt er: «Wir haben das noch nicht abgesprochen, aber aus meiner Erfahrung denke ich, dass wir das probieren.» Die Schweiz könnte also nächstes Jahr trotz den Rücktritten einen Weltcupfahrer stellen.

Langen betont allerdings, dass man die Jungen nicht verheizen darf und sorgfältig an die Sache herangehen muss. Auch sollen sie nicht gleich zu den Rettern der Nation werden müssen. Dass man innerhalb eines halben Jahres um die Medaillen mitfahren kann, sei laut Langen ebenfalls «sehr, sehr unwahrscheinlich.»

Sendebezug: Radio SRF 1, Nachrichten, 30.7.2018, 12:00 Uhr

Meistgelesene Artikel