267,5 Kilometer, 5475 Höhenmeter und anspruchsvolle klimatische Bedingungen bei etwa 28 Grad in der 1500 Meter hoch gelegenen Hauptstadt Ruandas: Das Strassenrennen der Männer zum Abschluss der WM in Kigali forderte alles von den Fahrern ab. Nur gerade 30 beendeten das Rennen – nicht einmal ein Fünftel des 165-köpfigen Starterfeldes.
Unter den Finishern waren auch Marc Hirschi (18.) und Jan Christen (29.). «Es war eines der härtesten und längsten Rennen in meiner Karriere. Ich bin happy, ist es vorbei», sagte Christen. Angesichts der zu bewältigenden Höhenmeter «und wie gefahren worden ist» kam Hirschi zu einem ähnlichen Schluss.
Selbst Tadej Pogacar, der mit seiner langen Solofahrt einmal mehr alle in den Schatten stellte, zeigte sich beeindruckt. «Die letzten Runden waren so hart, dass man natürlich ein bisschen zweifelt, aber man muss durchhalten und auf das Beste hoffen. Es war insgesamt eine unglaubliche Erfahrung.»
Fragezeichen bei Swiss Cycling
Dass ein solches Ausscheidungsrennen noch im Sinne des Erfinders ist, stellt Thomas Peter in Frage. «Es ist Wahnsinn. Wir können glücklich und stolz sein, dass wir zwei Schweizer haben, die im Ziel sind», sagte der Chef von Swiss Cycling im Anschluss gegenüber SRF.
Ein solcher Rennausgang war angesichts der extremen Voraussetzungen im Vorfeld von nicht wenigen Experten erwartet worden. Biniam Girmay hatte moniert, dass «der Kurs für afrikanische Fahrer zu anspruchsvoll» sei. Der Eritreer überlegte sich gar einen Verzicht, nahm dann aber doch teil. Im Schlussklassement tauchte der Sprinter indes nicht auf – sein Landsmann Amanuel Ghebreigzabhier war als 30. der einzige Afrikaner, der bis zum Schluss durchhielt. Und das bei der WM-Premiere auf dem Kontinent.
Montreal 2026 als Lichtblick
Das schwierige Streckenprofil führte einen Trend bei den internationalen Titelkämpfen fort. Schon in Zürich vor einem Jahr (4470 Höhenmeter), in Wollongong 2022 (4000) und in Imola 2020 (5000) ging es zünftig bergauf.
Kigali bildete in dieser Beziehung den Höhepunkt – wortwörtlich. In einem Jahr in Montreal sind für die Männer auf 273,2 Kilometern 3720 Höhenmeter abzuspulen. Auch nicht ohne, aber eher auch für Nicht-Bergspezialisten zu bewältigen. «Das wird eine Strecke sein, die wieder ein bisschen mehr taktische Möglichkeiten zulässt», so Peter.