- Tadej Pogacar kürt sich im WM-Strassenrennen der Männer in Ruanda erneut zum Weltmeister.
- 100 km vor dem Ziel greift der Slowene im Anstieg zum Mont Kigali an, ganze 66 km ist er solo unterwegs.
- Silber geht an den belgischen Zeitfahr-Weltmeister Remco Evenepoel, Bronze an den Iren Ben Healy.
Das Regenbogentrikot bleibt auf den Schultern von Tadej Pogacar. Der meistgenannte Favorit lieferte im WM-Strassenrennen einmal mehr eine Leistung ab, die ihresgleichen sucht. Nach 267 Kilometern und schier unmenschlich anmutenden 5500 Höhenmetern erreichte der Slowene das Ziel im Zentrum von Kigali solo.
Pogacars verrückter Soloritt erinnerte stark an die Titelkämpfe vor einem Jahr in Zürich. Auch damals hatte der Slowene rund 100 km vor dem Ziel entscheidend das Tempo verschärft und fuhr in der Folge ein einsames Rennen an der Spitze.
Evenepoel verdient sich Silber
Während die Goldmedaille früh vergeben war, schrumpfte der Kreis der weiteren Medaillenanwärter mit jedem Kilometer. Auch Remco Evenepoel schien zu den Geschlagenen zu gehören, nachdem der Belgier zweimal das Rad wechseln musste und es insbesondere beim zweiten Mal eine gefühlte Ewigkeit dauerte, bis Ersatz eintraf. Mit einem Kraftakt fuhr der Zeitfahr-Weltmeister die Lücke aber wieder zu.
Und nicht nur das, zusammen mit dem Iren Ben Healy und dem Dänen Mattias Skjelmose heftete er sich in der Folge an die Fersen von Pogacar. Evenepoel hatte trotz den vorangegangenen Schwierigkeiten die besten Beine und liess seine beiden Konkurrenten 20 km vor dem Ziel stehen. Für den Belgier ist es die zweite WM-Medaille auf der Strasse, nachdem er 2022 in Australien Weltmeister geworden war. Evenepoel erreichte das Ziel 1:28 Minuten nach Pogacar.
Bronze sicherte sich Healy (+2:16 Minuten). Für ihn ist es die erste WM-Medaille überhaupt. Und die erste eines irischen Fahrers seit Sean Kelly 1989.
Pogacar mit zwei Teamkollegen unterwegs
Geprägt worden war das Rennen längere Zeit von einer siebenköpfigen Fluchtgruppe, in der auch Fabio Christen Unterschlupf gefunden hatte. Das Feld liess den Vorsprung der Ausreisser aber nie auf mehr als 3 Minuten anwachsen. 126 km vor dem Ziel begann die Gruppe auseinanderzufallen.
Den letzten Ausreisser erwischte es im Anstieg zum Mont Kigali, dem Haupthindernis des Tages. Zahlreiche Fahrer hatten mit dem teilweise extrem steilen Anstieg ihre liebe Mühe. Pogacar hingegen schien einmal mehr die Leichtigkeit in Person zu sein und erhöhte 104 Kilometer vor dem Ziel entscheidend das Tempo.
Mit Juan Ayuso (ESP) und Isaac del Toro (MEX) konnten ihm nur zwei Fahrer folgen – zwei, die Pogacar nur allzu gut kennt. Beide stehen ebenfalls bei UAE Team Emirates unter Vertrag. Während es um Ayuso bald geschehen war, hielt Del Toro noch etwas mit. 66 km vor dem Ziel verliessen den Mexikaner aber die Kräfte – der Beginn von Pogacars Triumphfahrt.
Nur 30 Fahrer im Ziel, darunter zwei Schweizer
Die Schweizer konnten nach Fabio Christens Effort in der ersten Rennhälfte keine grossen Akzente mehr setzen. Sein jüngerer Bruder Jan Christen sowie Marc Hirschi versuchten hinten zwar, den Anschluss zu halten. Der Rückstand wuchs aber stetig weiter an. Hirschi erreichte das Ziel mit 10 Minuten Rückstand schliesslich als 18., Jan Christen fuhr bei seiner WM-Premiere bei der Elite als 29. über die Linie.
Die übrigen Schweizer erreichten das Ziel nicht – so wie ein Grossteil der anderen Fahrer. Nur 30 von ursprünglich 165 gemeldeten Fahrern beendeten das Rennen.