Mit 4 Athletinnen reiste Edi Telser an die Olympischen Spiele in Tokio – und kehrte mit 4 Medaillen heim. Nach dem Dreifach-Triumph seiner Mountainbikerinnen im Cross-Country-Rennen doppelte Marlen Reusser mit Silber im Zeitfahren nach. Bei der anstehenden Mountainbike-WM im italienischen Val di Sole werden viele Augen auf den Schweizer Frauen-Nationaltrainer gerichtet sein.
Dass er mit allen umgehen und auf jede eingehen kann – das ist, glaube ich, das Entscheidende.
«Resultatmässig sind wir sicher am Maximum angekommen», sagte der Südtiroler im «sportpanorama» nach den jüngsten Erfolgen. Aber jede Athletin habe noch so viel Potenzial. «Uns gehen die Ziele nicht aus», so Telser.
Irgendwann habe ich verstanden, dass es um die Charaktere geht, dass ich die eher stärken, fördern und entwickeln muss.
Der Südtiroler ist bei Swiss Cycling seit 2014 für die Frauen zuständig. «Er hat uns auf ein komplett neues Level gebracht», zeigt sich Olympiasiegerin Jolanda Neff voll des Lobes für Telser. Der Fokus wurde auf die Fahrtechnik gelegt, so die Ostschweizerin. Doch das Entscheidende ist in Neffs Augen etwas anderes: die Tatsache, «dass er mit allen umgehen und auf jede eingehen kann».
Das Gespür musste er zuerst finden
Dieses Gespür musste Telser, der direkt nach der aktiven Karriere ins Coaching-Business eintrat, erst erlernen. Am Anfang habe er versucht, die Athletinnen so zu trainieren, wie es für ihn gut war.
«Irgendwann habe ich verstanden, dass es um die Charaktere geht, dass ich die eher stärken, fördern und entwickeln muss», erzählt Telser. Seither versuche er, «auf die Athleten einzugehen und das Gespür in dem Moment zu haben, in dem es gebraucht wird».
Der Familienmensch fördert den Teamspirit der Mountainbikerinnen exemplarisch – dies geht nur mit maximalem eigenem Engagement. «Ein Trainerjob ist ein 24-Stunden-Job, das ist klar», weiss Telser. Dies muss auch von Frau und Sohn mitgetragen werden. So verzichtete seine Familie dieses Jahr beispielsweise auf die Ferien, um mit dem Ehemann ins Trainingslager in Alicante mitzureisen.
Der Sohn als «kleiner Assistent»
«Ich habe Glück, dass ich eine Familie hinter mir habe, die mich unterstützt», zeigt sich Telser dankbar. So übernimmt sein Sohn beispielsweise immer mal wieder Assistentenjobs. «Er macht das absolut hervorragend», lobt Neff. Auch die Hingabe der Familie findet die Olympiasiegerin «mega cool».
Es ist eine richtige kleine (Erfolgs-)Familie, die seit 2014 unter Telser herangewachsen ist. Doch der Nationaltrainer betont, dass das Ganze nur dank einem tollen Team im Hintergrund möglich sei. Ihm sei bewusst, dass das Ganze nicht funktionieren könne, wenn die Führung nicht passe. «Aber matchentscheidend sind die Leute dahinter», so Telser.
Und mit der Hilfe von ihnen will er in Val di Sole mit seinen Fahrerinnen am liebsten die nächsten Erfolge feiern.